Jugendroman "French Summer":Sommergewitter und Tankstelle

Zwei eigenwillige Jugendliche auf einem Roadtrip durch Frankreich. Ganz langsam erfährt der Leser in schrägen und verrückten Szenen ihre ungewöhnliche Geschichte.

Von Juliane Liebert

Ein Junge und ein Mädchen begegnen sich weit weg von zu Hause am Straßenrand und begeben sich auf einen Roadtrip. Was wie der Beginn einer altbekannten Geschichte klingt, wird zu einer Reise, auf der wenig kommt, wie man es erwartet. Eppo, den ein unaussprechbarer Kummer aus dem Autofenster kotzen lässt, und Tabby, die eigentlich nie aufhören kann zu reden, fahren in einem gestohlenen Oldtimer durch Frankreich. Ihre Haare sind grün, seine lang, sie ist forsch, er schweigsam; sie verbünden sich zwischen Sommergewittern und Tankstellen. Es ist ein sonniger und trauriger Roman, der Roman einer starken jungen Frau und eines eigenwilligen Helden, der keiner sein will. Ein Lied begleitet ihn, "Sunday Morning" von The Velvet Underground: Die Welt ist hinter ihnen her, oder liegt sie vor ihnen? Was ist denn "Später" in einem so widerwilligen Kosmos voll Freundschaft und Verlust, Intimität und Verrat? Trotz oder gerade wegen der ernsten Themen durchzieht auch Leichtigkeit und Witz Marian de Smets zweites Buch, es schreitet den Randbereich ab, in dem man noch nicht erwachsen, aber auch kein Kind mehr ist; es erzählt von jener Liebe, die kein Geschlecht kennt. "Ich zählte die Tage, mehr nicht. Die Sonne ging auf und wieder unter", berichtet Eppo am Anfang resigniert, aber bekanntlich fängt dann, wenn man das Datum vergessen hat, alles gerade erst an. (ab 14 Jahre)

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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