Jane Wyman:Die Fast-First-Lady

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Als Ex-Frau von Ronald Reagan umgab sie ein Glanz, als Schauspielerin umhüllte sie schweigsame Eleganz. Zum Tod der Schauspielerin Jane Wyman.

Susan Vahabzadeh

Jane Wyman umgab der Glanz einer Fast-First-Lady, man brachte ihr als Ex-Ehefrau von Ronald Reagan den Respekt entgegen, den sie sich als Schauspielerin erst mühsam hat verschaffen müssen.

Jane Wyman mit ihrem damaligen Mann Ronald Reagan bei einer Hollywood-Premiere im Dezember 1945 in Los Angeles. (Foto: Foto: AP)

Das Mädchen aus Missouri hatte erst mal kein Glück in Hollywood. Dann gab es zwar Arbeit, aber wenig Erfolg. Sie hatte schon 40 Filme gedreht, als sie 1948 - da war sie 31 oder 34 Jahre alt, je nach Quelle - in " Johnny Belinda" jene Rolle ergatterte, die sie zur großen Hollywood-Mimin machte: Sie spielte eine taubstumme junge Frau, die nach einer Vergewaltigung schwanger ist, Jean Negulesco führte Regie bei diesem kleinen Hollywood-Skandal.

Studiochef Jack Warner war entgeistert, als er den Film sah: "Wir haben den Tonfilm erfunden, und du machst einen Film über ein taubstummes Mädchen!", bellte er Negulesco an. Jane Wyman bekam einen Oscar, der Film hatte elf weitere Nominierungen - was Jack Warner seinerseits verstummen ließ.

Sie wird es ihm nicht allzu übelgenommen haben, sie liebte das glamouröse Melo, aber das Düstere, Realistische lag ihr nicht wirklich - "krank" fand sie vieles, was später, als sie dem Kino schon den Rücken gekehrt hatte, gedreht wurde. Blind und taub, das war O. K., solange die Kostüme ihr gefielen. In Douglas Sirks "Magnificent Obsession/Die wunderbare Macht", das war einer ihrer letzten großen Kinoauftritte, raubt ihr Rock Hudson erst den Mann und dann das Augenlicht, beides aus Versehen, und bis er endlich mit dem Medizinstudium fertig ist und sie persönlich rettet vor Blindheit und Einsamkeit, muss sie schrecklich leiden - aber mit großer Eleganz.

Hitchcock, der ihr 1950 eine Rolle in "Stage Fright" neben der Dietrich gegeben hatte, erzählte Truffaut: "Ich habe sehr viele Schwierigkeiten mit Jane gehabt. In ihrer Verkleidung als Zimmermädchen musste sie sich hässlich machen lassen, denn immerhin kopierte sie die unfreundliche Zimmerfrau, deren Platz sie einnahm. Bei den Mustervorführungen verglich sie sich jedesmal mit Marlene Dietrich, und dann fing sie an zu weinen. Sie konnte sich einfach nicht damit abfinden, eine bestimmte Rolle zu spielen, und die Dietrich war wirklich schön.

Und so richtete sich Jane Wyman heimlich von Tag zu Tag besser her und schaffte deshalb ihre Rolle nicht." Möglich, dass sie sich deshalb bald aus dem Kino zurückzog - im jungen Fernsehen hatte sie in den Fünfzigern ihre eigene Show, die sie produzierte und in der sie öfters auftrat.

Ihr später Karriereschub in den Achtzigern mit der Serie "Falcon Crest" fiel mit der Präsidentschaft von Ronald Reagan zusammen, von 1940 bis 1948 war sie mit dem Kollegen verheiratet, eine ihrer fünf Ehen. Aber sie schwieg dazu. Zu Beginn seiner politischen Karriere hat sie das begründet: "Es ist nicht so, als wäre ich bitter oder teilte nicht seine politische Meinung. Ich war immer registrierte Republikanerin. Ich halte es aber für geschmacklos, über Ex-Ehemänner oder -Ehefrauen zu reden. Außerdem verstehe ich sowieso nichts von Politik."

Erst nach seinem Tod hat sie sich geäußert - Amerika habe einen großen Präsidenten und einen wunderbaren Mann verloren. Auch das zeugt von einem Sinn für Eleganz. Am Montag ist Jane Wyman in Palm Springs gestorben.

© SZ vom 12.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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