Jahresprogramm:Musik mit Freunden

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Das Münchener Kammerorchester weitet seine Innovationen aus

Von Egbert Tholl, München

Mit dem Leitmotiv der kommenden Saison kennen sich die Musiker des Münchener Kammerorchesters (MKO) aus. Das Motto lautet "Wandern", und auch wenn wandern zu können, also wie der Konzertdramaturg Anselm Cybinski wanderwütig in die Berge zu gehen, für Chefdirigent Clemens Schuldt den besonderen Luxus darstellt, Zeit zu vergeuden, so heißt dies auch: Viele Menschen müssen heutzutage wandern, obwohl sie das nicht wollen. Im gleichwohl weniger existenzbedrohten Sinn muss das auch das MKO, das immer noch keinen vernünftigen Probenraum hat. Aber, wie Geschäftsführer Florian Ganslmeier bei der Jahrespressekonferenz erzählt, hier gebe es ein "Licht am Ende des Tunnels": Zusammen mit Gasteig-Chef Max Wagner entwickele man Perspektiven, wie das MKO in einen irgendwann renovierten Gasteig dauerhaft einziehen könne. Bis dahin allerdings bleiben vermutlich noch zehn Jahre der Wanderschaft.

Die ist ja für das Publikum zunächst gar nicht so sichtbar. Die acht Abo-Konzerte und das Aids-Konzert (mit Alexander Liebreich) sind und bleiben im Prinzregententheater. Doch dazu kommen: die drei Komponistenporträts in der Pinakothek der Moderne, Nummer 43 bis 45 der Reihe insgesamt, das MKO-Songbook im Schwere Reiter, eine Art Werkraum. In der Whitebox trifft das MKO auf die experimentellen Trondheim Voices, wie es überhaupt eine ausgeprägte nordische Zusammenarbeit gibt: Künstlerischer Partner in der kommenden Saison ist John Storgårds, Leiter des Lapland Chamber Orchestra, der nicht nur zwei Abo-Konzerte dirigiert, sondern das MKO auch im August 2018 zum Luosto-Classic-Festival in den Norden holt.

Mehr im Süden, also in München, sind die Club-Konzerte, das Auftragswerk "Peterchens Mondfahrt", von dem sich Clemens Schuldt eine Art "Peter und der Wolf" der Gegenwart erhofft. Dreimal macht das Münchener Kammerorchester Oper: Zum ersten Mal konzertant in einem Abo-Konzert, nämlich George Benjamins "Into The Little Hill", dann mit dem Opernstudio der Staatsoper Krenek und Ullmann und schließlich Haydns "Orlando Paladino" unter Ivor Bolton bei den Opernfestspielen im nächsten Jahr. Ansonsten pflegt Clemens Schuldt, völlig begeistert nach einem Jahr beim Orchester, den guten Kontakt zu Freunden. Sei es Jörg Widmann, Augustin Hadelich oder seien es liebgewonnene Werke.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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