Jack DeJohnette:Schlüsselspieler

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Der amerikanische Schlagzeuger Jack DeJohnette ist der Richtige, um mal den Stand der Dinge im Jazz zu klären - eine Begegnung in Rom.

Von Andrian Kreye

Es ist ein besonderer Fall von ausgleichender Gerechtigkeit, wenn das Jack DeJohnette Trio im Park einer Villa spielt, die einst Enrico Nicoletti gehörte, dem Schatzmeister der berüchtigten römischen Banda della Magliana, die früher unten in der Stadt eine sehr profitable Schreckensherrschaft führte. Der damalige Bürgermeister von Rom, Walter Veltroni, hatte das Anwesen beschlagnahmen und dann Anfang der Nullerjahre zum Jazzclub umbauen lassen. Im Sommer treten die Musiker deswegen unter Pinien und Palmen auf, mit Blick auf eine prächtige Terrasse und Rundbogenfenster, hinter denen einst Beute, Schutz- und Drogengelder verschoben wurden. In den Anfangszeiten des Jazz waren es nämlich italienische Mafiosi in Amerika, welche die Musiker in Bordellen und Nachtclubs für wenig Gage in Doppel- und Dreifachschichten ausbeuteten. Auch wenn das heute gerne verklärt wird, weil dabei ja bahnbrechende Musik entstand. Aber da schließt sich im lauen römischen Abendwind eine historische Klammer.

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