Internationale Proteste:Mein Bild gehört mir

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Kein Scherz! Es ist ab jetzt verboten, in New York zu fotografieren.

Jörg Häntzschel

Es sind nicht nur die New Yorker Fotografen, Künstler und Independent-Regisseure, selbst die Vogelfreunde, die mit langen Teleobjektiven gerne den städtischen Falken auflauern, sind in Aufruhr: Ein neues Gesetz, dessen Sinn und Notwendigkeit noch ein Geheimnis ist, erlegt allen, die auf New Yorks Straßen fotografieren oder filmen wollen, kaum erfüllbare Bedingungen auf.

(Foto: Foto: AP)

Jede Gruppe von zwei oder mehr Menschen, die für mehr als 30 Minuten eine Kamera benutzen will, würde nach den neuen Gesetzen eine schriftliche Genehmigung der Stadt benötigen und müsste eine Haftpflichtversicherung in Höhe von einer Million Dollar nachweisen. Dasselbe gilt für Gruppen von fünf Leuten oder mehr, die für zehn Minuten oder länger ein Stativ verwenden wollen. Den Amateurfilmern, YouTube-Künstlern, Studenten, Modefotografen und Fernsehjournalisten, die - neben den großen Filmproduktionen -·in New York pausenlos am Drehen und Aufnehmen sind, wird das Leben dadurch erheblich erschwert. Ums Geld geht es der Stadt nicht: die Genehmigungen sind kostenlos. Fragt sich also, wozu der Aufwand gut sein soll, mit dem die Stadt ihrem immer umfangreicher werdenden Katalog von bizarren und realitätsfremden Vorschriften ein weiteres Kapitel hinzufügt. Berühmt sind die Gesetze, die das Tanzen in nicht dafür lizensierten Lokalen verbieten, doch auch das Sitzen auf Treppenstufen oder das Radfahren ist nicht immer erlaubt.

Zwar erklärte das Filmbüro der Stadt, Amateurfilmer seien von der neuen Regelung ausgenommen, doch die Grenzen zwischen Profi und Amateur sind bekanntlich fließend. Die Bürgerinitiative Picture New York - Without Pictures of New York (www.pictureny.org) versucht nun gemeinsam mit der American Civil Liberties Union, den Gesetzentwurf zu Fall zu bringen. Fotografieren und Filmen, so argumentieren diese, ist geschützt vom Recht auf freie Meinungsäußerung. Fast 14.000 Menschen haben die Petition gegen die neuen Regeln bereits unterschrieben, darunter Michael Stipe, Patti Smith, aber auch die Bildredakteure von Magnum, Getty, USA Today, Time und Fernsehproduzenten von "60 Minutes" bis hin zu "MTV" und "Sesamstraße".

© SZ vom 02.08.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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