Im Profil: Bond-Regisseur Marc Forster:Ein Quantum Trotz

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Der zur Melancholie neigende Marc Forster ist eigentlich kein Actionfilm-Regisseur. Den erfolgreichsten "Bond" aller Zeiten zu drehen, dazu musste man ihn erst überreden.

S. Vahabzadeh

Für Regisseure gehört der Auftrag, einen Bond-Film zu inszenieren, zu den höheren Weihen - da zögert man nicht lange, man lässt alles stehen und liegen. Als Marc Forster, 1969 in Ulm geboren und in der Schweiz aufgewachsen, das Angebot von Barbara Broccoli bekam, hielt er erst mal Rücksprache.

Ein Quäntchen Bond: Regisseur Marc Forster stammt aus der Schweiz. (Foto: Foto: dpa)

Kameramann Roberto Schaefer und Cutter Matt Chesse, mit denen er all seine Filme gemacht hat, mussten ihn überzeugen, dass man einen solchen Job nicht ablehnt: "Bond, das ist Filmgeschichte." Forster überlegte es sich nochmal und drehte Bond Nummer 22, "Ein Quantum Trost". In England und in Frankreich, wo der Film bereits seit ein paar Tagen läuft, hat er schon Geschichte geschrieben - kein Bond-Abenteuer spielte dort je so schnell so viel Geld ein.

Marc Forster ist nicht die Art von Filmemacher, von denen man einen Ausflug in die 007-Reihe erwarten würde, er kommt aus dem unabhängigen amerikanischen Kino, der Arthouse-Ecke.

Forster absolvierte die New York University Film School, ging danach, 1993, nach Los Angeles. 2001 wurde er sehr schnell sehr bekannt mit seinem zweiten Film: "Monster's Ball" erzählt von einer Liebe, die nicht sein darf, der Affäre einer Frau mit dem Henker ihres Mannes, zwischen einer Schwarzen und einem Weißen, der von Rassisten aufgezogen wurde - ein wunderschöner, quälend trauriger Film, nicht gerade leichte Unterhaltung. Es war aber jener Film, der Halle Berry zur ersten schwarzen Schauspielerin mit einem Hauptdarsteller-Oscar machte.

Marc Forster blieb der Mann fürs Schwere, drehte als nächstes "Finding Neverland" - auch eine melancholische Liebesgeschichte: Johnny Depp als J.M. Barrie, der durch seine Vernarrtheit in eine kranke Frau und ihre vier Kinder zu seinem größten literarischen Erfolg findet, "Peter Pan".

Es folgte der düster-versponnene Psychothriller "Stay" um einen angekündigten Selbstmord, schließlich, im vergangenen Jahr erst, die Verfilmung von Khaled Hosseinis Roman "Drachenläufer" - eine Kinderfreundschaft in Afghanistan, die an Feigheit und Verrat zerbricht.

Es ist wohl genau dieser künstlerische Hintergrund, den die Bond-Produzenten sich wünschten: die Filmographie eines Regisseurs, der es auf den kommerziellen Erfolg nicht anlegt. Dieses Prinzip war schon bei Superhelden-Reihen erfolgreich: Christopher Nolan, der auch dem Arthouse-Kino entstammt, hat inzwischen zwei sehr erfolgreiche "Batman"-Folgen gedreht.

Dass Forster tatsächlich mit seinen ständigen Mitarbeitern drehen durfte, ist eine ungewöhnliche Konzession - seine Handschrift sollte man "Ein Quantum Trost" tatsächlich ansehen dürfen.

Wenn "Ein Quantum Trost" überall auf der Welt die Bond-Einspielrekorde bricht, wird das Forsters cineastische Zukunftspläne - sich bloß nicht wiederholen - nicht umstoßen. Ein solcher Erfolg birgt ein verlockendes Versprechen: Mit einem Kassenschlager im Rücken fällt es einem Regisseur leichter, ein Projekt durchzubringen, auf das sonst keiner setzen würde.

Forster will jedenfalls nicht noch einen Bond-Film machen - das wurde ihm schon angeboten, und diesmal hat er abgelehnt.

© SZ vom 6.11.2008/rus - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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