Im Kino: Remember me:Das Schicksal tritt nach

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Der Tod des Bruders, der Kleinkrieg gegen den Vater, eine Aura von Verhängnis umgibt Tyler: Twilight-Star Robert Pattinson will sein Image ummodellieren - aber noch zehrt er auch davon.

Fritz Göttler

Das Schicksal ist ein mieser hinterlistiger Abzocker. Weil es die Regeln nie klar darlegt, nach denen es spielen wird. Und weil es sich sowieso gar nicht an diese Regeln halten muss.

Der Schluss dieses Films - der eine aufsässige Love Story ist und eine verquere Geschichte jugendlicher Emanzipation und ein Versuch, im New York dieses Jahrhunderts ein Melodram durchzuziehen wie es in den Fünfzigern des vorigen an der Tagesordnung war - ist denn auch der reine Hohn, das heißt, er changiert zwischen Lächerlichkeit und antiker Größe. Rien ne va plus.

Es ist ein Film für Robert Pattinson, und der Megastar der Teenie-Twilight-Serie versucht sein Image hier ein wenig umzumodellieren für ein Leben jenseits der Serie - aber noch zehrt er auch davon. Eine Aura von Verhängnis umgibt auch den jungen Tyler Hawkins, der seine Tage vertrödelt im Studium, er muss immer noch den Tod des Bruders verarbeiten, der sich vor einigen Jahren aufgehängt hat, muss seiner kleinen Schwester helfen, die kapriziös und kunstsinnig ist und am gleichen Unverständnis des Vaters laboriert, das schon den Bruder in den Tod manövriert hatte. Er befindet sich also in einem bösen Kleinkrieg gegen den eigenen Vater, so ruppig wie einst in den Fünfzigern der legendäre rebel without a cause, James Dean.

Eines Tages kommt auch noch Liebe dazu, Tyler macht sich an das Mädchen Ally heran (Emilie de Ravin, aus der Lost-Serie), um ihrem Vater eins auszuwischen, einem Cop, der Tyler eines Nachts eingebuchtet hat - auch dies ein kleines Nachtreten des Schicksals, und auch, dass Ally zehn Jahre früher Zeugin gewesen war, wie zwei Straßenkids ihre Mutter auf dem U-Bahnsteig umbrachten. Chris Cooper ist der Vater, und keiner verkörpert heute im amerikanischen Kino so beklemmend, verschlossen und stolz den amerikanischen Mittelstand wie er. Seine Wohnung ist eine Höhle der Erinnerungen, in der auch die Angst nistet, ein zweites Mal zu versagen.

Pierce Brosnan ist der andere Vater, ein erfolgreicher Manager, der es cool findet, den Sohn, wenn der sich rotzfrech in eine seiner Geschäftskonferenzen flegelt, gleich vor den Augen aller Anwesenden abzukanzeln. Regisseur Allen Coulter liebt starke Auftritte, pompöse Szenen - in Hollywoodland hat er uns mit dem trostlosen Schicksal des TV-Superman-Darstellers George Reeves konfrontiert -, auch deshalb, weil sie immer die Spuren ihrer Inszenierung tragen.

Remember Me ist ein Wechselbad der Gefühle, sobald Robert Pattinson es schafft, seine anämische Traurigkeit mit ein bisschen New Yorker Nouvelle-Vague-Wärme zu verdrängen, greift der Schraubstock der Traumata zu. Es ist der Frühling 2001 ... kurz danach hat Amerika sich wieder besinnen müssen, der Gegenwart mehr zu vertrauen als der Zukunft. Ich esse mein Dessert immer am Anfang, erklärt Ally - wenn ich plötzlich sterben sollte, wäre das unsinnig, wenn ich das, worauf ich unbedingt Lust habe, nicht gehabt hätte.

REMEMBER ME, USA 2010 - Regie: Allen Coulter. Buch: Will Fetters. Kamera: Jonathan Freeman. Mit: Robert Pattinson, Emilie de Ravin, Chris Cooper, Lena Olin, Tate Ellington, Pierce Brosnan, Martha Plimpton. Concorde, 112 Min.

© SZ vom 27.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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