Im Kino: "Männersache":Paris Hilton des Humors

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Kein Abstieg mehr möglich: Mario Barths Film "Männersache" ist eine Art Gehirnjogging. Vom verzweifelten Versuch, herauszufinden, wo zum Teufel der Witz ist.

Susan Vahabzadeh

Vielleicht ist Mario Barths Film "Männersache", oder überhaupt sein ganzes künstlerisches Werk, so eine Art Gehirnjogging: Die verzweifelten Versuche, herauszufinden, was zum Teufel dabei der Witz ist, könnte man doch sicherlich als Denktraining vermarkten.

Die Schauspieler Dieter Tappert (l.), Anja Kling und Mario Barth vor dem "Männersache"-Plakat. (Foto: Foto: dpa)

Mit den herkömmlichen Kriterien des Humors ist jedenfalls weder Film noch Hauptdarsteller beizukommen. Eigentlich ist die Idee der Komik doch, dass daran irgendetwas bewunderungswürdig sein soll - Formulierungskunst, eine geistreiche Fähigkeit, die Dinge zu verdrehen, bis ihre Absurdität sichtbar wird; oder wenigstens Beobachtungsgabe. Die Zeiten, als noch über die Plattheit von Pointen zu lamentieren war, sind aber vorbei; man ist hier schon froh, wenn man während der gefühlten drei Stunden überhaupt eine findet.

Also: Da geht es um den Möchtegern-Komiker Paul (Mario Barth) und seinen Kumpel, die sich streiten und dann wieder liebhaben, und zwischendurch der Freundin des Kumpels (Anja Kling) auf die Nerven gehen. Die will zum Beispiel ins Fitness-Studio, um dort "Bauch Beine Po" zu machen. "Und mein Kumpel antwortet, davon hast du doch genug, mach ma' lieber Titten."

Erzählt Paul. Das ist zwar nicht besonders originell, sondern unheimlich ordinär - aber es ist jedenfalls ein richtiger Gag. Der allerdings schon im Trailer verballert wurde, denn es handelt sich um einen Solitär. Der Rest von "Männersache" ist eine Aneinanderreihung von mehr oder weniger sinnvollen Handlungen und Sätzen: Stand da Leihrad dran? Nee, da stand aber auch nich kein Leihrad dran.

Mit Beherrschung eines Handwerks, Timing oder gar mit Inspiration hat das alles nichts zu tun; "Männersache" ist definitiv kein neuer "Schuh des Manitu". Was ist an Mario Barth witzig? Vielleicht ist es ja reizvoll, dass man sich ihm als Zuschauer so gar nicht unterlegen fühlen muss. Diese Haltung hat in der deutschen Comedy überhaupt Hochkonjunktur - stolz sein drauf, was man alles nicht kann.

Einfach so dahinplappern reicht für eine ganze Karriere, das muss irgendwas mit der Nachmittagstalkshow-Welt zu tun haben, der Sehnsucht, sich eine Welt einzurichten, in der kein sozialer Abstieg mehr möglich ist, weil jeder Art von Mühe, von der Selbstbeherrschung bis zum Abstraktionsvermögen, mit einem Grunzen der Krieg erklärt wird. Obwohl das ja eigentlich eher traurig ist.Ob das fürs Kino reicht? Naja: Wo Paris Hilton mit einer Stilikone verwechselt wird, geht Mario Barth sicherlich auch als komisch durch.

MÄNNERSACHE, D 2009 - Regie, Kamera: Gernot Roll. Drehbuch: Mario Barth, Dieter Tappert. Mit: Mario Barth, Dieter Tappert, Michael Gwisdek, Anja Kling, Thomas Thieme, Jürgen Vogel, Uwe Ochsenknecht, Sido. Verleih: Constantin, 95 Minuten.

© SZ vom 21.03.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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