Im Kino: Jean Reno:Killer mit müden Augen

Jean Reno ist einer der bekanntesten Schauspieler Frankreichs. Meist gibt er den brutalen Killer, der stets etwas schwermütig ist. Doch warum ist Reno immer so hundemüde?

Jassien Kelm

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Jean Reno ist einer der bekanntesten Schauspieler Frankreichs. Meist gibt er den brutalen Killer, der stets etwas schwermütig ist. Doch warum ist Reno immer so hundemüde? Unter dem Begriff des "müden Kriegers" versteht man, im übertragenen Sinne natürlich, jemanden, der des Kämpfens überdrüssig ist. Der Film kennt viele müde Krieger, oft sind es Superhelden, die ihr buntes, meist ziemlich enges Kostüm, gerne an den Nagel hängen möchten.  Wer hingegen den französischen Schauspieler Jean Reno als "müden Krieger" bezeichnet, könnte das auch im eigentlichen Sinne des Wortes meinen: Er wirkt in seiner Paraderolle, der des schwermütigen Gangsters, wie einer, der einfach sehr lange wach war. Einer, den man am liebsten bei der Hand nehmen und an ein gemütliches Bettchen oder einen einladenden Heuhaufen führen möchte. Text und Bildauswahl: Jassien Kelm/sueddeutsche.de/kar

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Es liegt vor allem an einer Rolle, dass man mit Jean Reno stets den müden Blick des grübelnden Gangsters verbindet: Sein Name ist untrennbar mit der Titelrolle aus Luc Bessons Léon - Der Profi verbunden. Die Figur des wortkargen Auftragskillers, dessen einziger Freund eine - oh ja! - Topfplanze ist, verhalf ihm zu weltweiter Bekanntheit. Millionen Kinogänger rührte im Jahr 1994 die Geschichte des spartanisch lebenden Schwerkriminellen Léon, von Reno mit sparsamer Mimik dargestellt. Dessen streng organisiertes Leben gerät dank der vorlauten Waise Mathilda (gespielt von der damals 13-jährigen Natalie Portman in ihrem Filmdebüt) aus den Fugen. Es wurde, so sagt man wenigstens, die Rolle seines Lebens.

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Die markanten Augenringe, die zu jeder Zeit leicht hängenden Lider, die scheinbar mit aller Macht Renos Augen zu verschließen suchen, dazu der Blick zwischen Bettschwere und Melancholie: Wenn Jean Reno in dieser Woche also wieder in die deutschen Kinos kommt, stellt sich die Frage: Warum wirkt dieser Mann derart müde? Das Bild zeigt eine Szene aus dem Film Jenseits der Wolken mit Fanny Ardant.

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Reno hört auf den klangvollen bürgerlichen Namen Juan Moreno y Jederique Jiménez, was schon vermuten lässt, dass ausgerechnet er, einer der profiliertesten Schauspieler Frankreichs, gar nicht immer Franzose war: Als Sohn andalusischer Eltern, die aus dem franquistischen Spanien nach Marokko flohen, wurde Reno 1948 in Casablanca geboren.  Das Bild zeigt eine Szene aus dem Film Die Zeitritter aus dem Jahr 1998.

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Lässt sich die vermeintliche Müdigkeit Renos also schlicht mit den Strapazen seines Lebens erklären? Als Flüchtlingskind in Marokko geboren, wird er in seiner Jugend auf eine Schule im französischen Montpellier geschickt. Nach nur zwei Jahren muss er zurück nach Marokko. Vom Wunsch getrieben, nach Frankreich zurückzukehren, tritt er in die französische Armee ein. Danach ... Das Bild zeigt Jean Reno in seinem Erfolgsfilm Die purpurnen Flüsse.

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... zieht es Reno nach Paris, wo er sich mit Gelegenheitsjobs durchschlägt. Erst mit 30 erhält er erstmals eine winzige Nebenrolle in einer größeren Produktion: Die Liebe einer Frau aus dem Jahr 1979, mit einer gewissen Romy Schneider in der Hauptrolle. Bis sich der große Erfolg einstellt, ist Reno über 40. So ein langer Anlauf kann ermüden.

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Dafür geht Ende der achtziger Jahre alles ganz schnell: Die Freundschaft mit dem Filmschaffenden Luc Besson stellt sich als Glücksfall heraus. Reno wirkt fortan in zahlreichen Werken Bessons mit. Erst in kleineren, mit der Zeit aber immer öfter in tragenden Rollen. Die Hauptrolle im Taucher-Drama Im Rausch der Tiefe (Le grand bleu, 1988) markiert den vorläufigen Höhepunkt in Renos Karriere. Der Film selbst erlangt große Bekanntheit, gilt in Frankreich heute auch dank seiner herausragenden Fotografie als Kultfilm. Das folgende Besson-Drama bedeutet den nächsten Karriereschritt für Reno: Nikita wird eine der international erfolgreichsten französischen Produktionen der neunziger Jahre. Reno wird auf die Rolle des harten Kerls festgelegt, sein Image manifestiert sich mit weiteren Rollen als Auftragskiller.

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Als einer der wenigen Schauspieler schafft Reno den Spagat zwischen Hollywood und Europa. Mal wirkt er in großen Produktionen mit (Mission: Impossible, Godzilla, Ronin), mal in kleineren europäischen Filmen (Der Tiger und der Schnee, Jet Lag - Oder wo die Liebe hinfliegt). Die Liste der Schauspieler, die erfolgreich zwischen amerikanischen und europäischen Produktionen pendeln, ist kurz. Reno verbringt die Hälfte des Jahres in Los Angeles, die anderen sechs Monate in Paris sowie auf seinem provenzalischen Bauernhof. Das impliziert Vielfliegerei, Jetlag ... Das Bild zeigt eine Szene aus Der Hexenclub von Bayonnon.

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Erst kürzlich sprach Reno in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung von Schlaflosigkeit. Banal, aber immerhin eine Erklärung. Wo auch immer diese Schlaflosigkeit herrühren mag, Renos charakteristisches Erscheinungsbild ist elementarer Bestandteil seiner Außenwirkung. Es fehlte etwas, wenn Reno nicht mehr den müden aber brutalen Killer geben würde. 2010 hat er wieder die Möglichkeit zur Imagepflege, 22 Bullets startet im Dezember in den deutschsprachigen Kinos. Renos Rolle: ein ehemaliger Mafiaboss auf blutigem Rachefeldzug.

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