Horrorfilm:Geisterbahn des Grauens

Lesezeit: 2 min

Buh! oder nicht Buh!, das ist die Frage in „Halloween Haunt“. (Foto: Splendid)

Der Horror zum Kürbistag heißt dieses Jahr "Halloween Haunt".

Von Sofia Glasl

Kino muss sich nicht komplett neu erfinden, um gut zu sein, ganz im Gegenteil. Gerade im Genrefilm geht es viel darum, bekannte Formeln so zu variieren, dass sie Spannung und Schrecken hervorrufen. Wenn nun zu Halloween wieder Jugendgruppen schlechte Entscheidungen treffen und scherzend in ihr Axt- oder Kettensägenmörderunglück stolpern, jauchzen die Fans von Slasher-Filmen, denn: Der Weg ist das Ziel.

Diesem klassischen Muster folgt auch "Halloween Haunt" von Scott Beck und Bryan Woods, die bereits 2018 mit dem Drehbuch zu "A Quiet Place" an einem der wichtigsten Horrorfilme des Jahres beteiligt waren. Diesmal verschlägt es sechs Jugendliche in ein "Haunted House", eine begehbare Geisterbahn, wie sie in den USA auf Volksfesten beliebt ist. Dass die als Horrorclowns und Hexen verkleideten Schauspieler es ernst meinen, wird recht bald klar, und die Teenager sind angezählt. Das Haus entpuppt sich als unübersichtliches Labyrinth, in dem tödliche Fallen lauern und sie Rätsel lösen müssen, um Türen zu öffnen - ähnlich den Escape Rooms, die aktuell auch hierzulande boomen.

Um diesem blutigen Abzählreim eine psychologische Ebene zu verleihen, geben Beck und Woods ihrer Protagonistin Harper (Katie Stevens) in Rückblenden eine Vergangenheit aus häuslicher Gewalt und brutalen Lebenspartnern. Das Haus als Symbol von elementarer Sicherheit steht für sie zur Disposition und muss in eine gewaltfreie Zukunft überführt werden. Ob sich die beiden Autoren des plumpen Sarkasmus dieser Story bewusst waren, sei dahingestellt. Womit der Film sich jedoch selbst den Todesstoß versetzt, ist die merkwürdige Mischung aus ultrabrutalen Tötungsszenen und so dümmlichen Verzögerungstaktiken, dass statt Geisterbahnatmosphäre eher ein holpriges Autoscooter-Gefühl entsteht. Die Ausgiebigkeit, mit der die Jugendlichen gefoltert und verstümmelt werden, erinnert an Terrorfilme wie "Hostel" von Tarantino-Schützling Eli Roth, der hier als Produzent fungiert. Das Reduzieren des menschlichen Körpers auf seine Zerfleischbarkeit wirkt jedoch wie künstliche Effekthascherei, die jeglichen Spannungsbogen unterbricht, statt ihn zu verstärken. Harper rettet sich vor den Metzgerattacken der Horrorclowns in ein Kinderzimmer. Sie soll für die Flucht wichtige Rätselhinweise in Spiegelschrift lesen, die mehr als offensichtlich zu entziffern ist. Doch um der Spannung willen muss sie lächerlich lange nach einem Kosmetikspiegel kramen. Der faule und nachlässige Nachbau von Formeln reicht eben nicht, um effektives Genrekino zu produzieren.

Halloween Haunt , USA 2019 - Regie, Drehbuch: Scott Beck, Bryan Woods. Mit Katie Stevens, Will Brittain . Splendid Film, 93 Minuten.

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: