Hörenswert:Retro-Spaß

Entspannt nostalgisch: das neue Album von "Organ Explosion"

Von Oliver Hochkeppel

Hammondorgel, Wurlitzer, Phaser oder Flanger - bei dieser Generation analoger Elektroinstrumente aus den Sechziger- und Siebzigerjahren ist der Retroeffekt von vorneherein nicht zu vermeiden. Dass man aber deren nostalgisches Wummern, das Ziepen der Disco-Ära und progrockige Soundflächen durchaus progressiv einsetzen kann, beweisen seit einiger Zeit die drei "Vintage-Krassomaten" (Selbstbeschreibung) von Organ Explosion. Hansi Enzensberger ist der Mann an den in die Jahre gekommenen Tasten, Ludwig Klöckner der am vorzugsweise effekt-veredelten Sechzigerjahre-E-Bass, und Manfred Mildenberger kümmert sich um die korrekten Beats am auch nicht immer nur mit Fellen bestückten Schlagzeug.

Schon auf dem vor zwei Jahren erschienenen Debütalbum bestachen die Lässigkeit und der Witz, mit denen klassischer Orgeljazz neu zusammengeschraubt wurde. Auf "Level 2" geht es jetzt noch einen ganzen Zacken ironischer und bunter zu. Nett schon, wie sich die drei bei der schrägen Jimmy-Smith-Hommage "Undecided Decision" anfeuern. Zum Kieksen die ins hallig-knallige Artrock-Gewand gesteckte Reggae-Nummer "Positive Vibrations". Richtig lustig das ganz im Sound alter Computerspiele gehaltene, aber doch musikalisch komplexe "Jump'n'Run". Heiteres Uptempo-Soundgewitter wiederum bei "Fuzz Free". Alles, was je mit Psychedelic umschrieben wurde, ist in "Jam Tune" zusammengeholt. Und der funkige Soul von "Fuzz Free" kommt so relaxed und unprätentiös daher, wie man es sich bei den meisten Neo-Soulern wünschen würde. Selten hat Retro mehr zeitgemäßen Spaß gemacht, sicher auch live bei der CD-Präsentation im Cord.

Organ Explosion: "Level 2", Enja Soulfood; live: Mittwoch und Donnerstag, 11. und 12. Mai, 20 Uhr, Cord Club, Sonnenstraße 18

© SZ vom 11.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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