Hörenswert:Neugierig nach Neuem gierend

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Phil Vetter blickt in seinem neuen Album "Das Blaue vom Himmel" niemals zurück, sondern schreitet konsequent vorwärts

Von Dirk Wagner

Mit der Leichtigkeit einer swingenden Götz Alsmann-Schallplatte kommen die neuen Lieder des Singer-Songwriters Phil Vetter auf seinem neuen Album "Das Blaue Vom Himmel" daher. Wo Alsmann jedoch sein Publikum mit wiederentdeckten Evergreens verwöhnt, beglückt Vetter mit neuen Songs aus eigener Feder, die allesamt das Zeug dazu haben, selbst als Evergreens in das Blaue vom Himmel aufzusteigen. Solche Himmelfahrt seiner Songs ist vor allem einem Arrangement zu danken, das hörbar auf eine nunmehr doch schon jahrelange Zusammenarbeit des einstigen Big Jim-Frontmanns mit dem Holzblasinstrumentalisten Flo Riedl zurück geht. Die Zäsur in Vetters Musik konnte man tatsächlich schon in den ersten gemeinsamen Auftritten jener beiden Vollblutmusiker spüren. Auf dem neuen Album, das Vetter erstmals selber produzierte, ist Riedls Einfluss mittlerweile unüberhörbar.

Dabei muss der Flötist, Klarinettist und Saxofonist noch nicht einmal in jedem der zwölf neuen Songs selbst mitwirken. Mithilfe zahlreicher Freunde gelingt Vetter auch ohne jenen Inspiratoren ein Arrangement, das abwechslungsreich die verschiedenen Facetten seiner Musik betont. Da erinnert ein orientalisch anmutendes Flötenspiel auch mal an farbenprächtige Szenen aus Disneys Dschungelbuch. Doch statt solche musikalische Kindheitserinnerung zu bewahren, übergibt Vetter sie zuversichtlich dem Fluss seiner Musik, der schon an der nächsten Biegung mit einem Bläsersatz und Chorgesang überrascht, den man bei zahlreichen Münchner Formationen wie etwa Der Englische Garten als möglichen Isar Listening antrifft. Solcher ist übrigens nicht mit ähnlich klingendem Easy Listening zu verwechseln.

Damit hat Vetter, der nunmehr seine bayerische Heimat verließ, um in Berlin sein Künstlerglück zu probieren, aber nicht etwa ein Stück Heimatklang konserviert, um sich daran in der Fremde zu laben. Mögen seine Texte auch mal in Erinnerungen blättern, Vetters Musik war nie zurückblickend, sondern konsequent vorwärts schreitend. Zumal er selbst stets neugierig nach Neuem giert. Solches Neue sind auf dem neuen Album auch mal kurzweilige kleine Ausflüge ins Jazz-musikalische, die sich nicht nur aus der Verwendung der Bläser oder des Vibrafons ergeben. Vielmehr resultieren sie aus jenen herrlich verschrobenen Rhythmen, mit denen der Mann, der selbst erklärt, nicht auf Kommando tanzen zu können, hörbar ins Tanzen gerät und dabei übermütig großartige Pirouetten auf der Klaviertastatur vollführt.

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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