Hörenswert:Kunst des Augenblicks

Christian Weidners neues Album

Von Oliver Hochkeppel

Schon mit 17 saß er im BundesJazzorchester, ein Jahr später dann in der Band des Free-Jazz-Heroen Gunter Hampel sowie im Nürnberger Saturday Night Orchester und spielte mit Größen wie Jochen Rückert, Dejan Terzic oder John Schröder. Das Studium führte ihn von Hamburg über Stockholm nach Berlin, wo er schnell Teil der Jazzszene wurde, Preise des Senats einheimste und an Vorzeigeprojekten wie seinem Duo mit dem Sprecher Christian Brückner, Frank Möbus legendärem Roten Bereich oder Johannes Lauer s Large Orchestra beteiligt ist. Seit einem Jahr ist er nun Professor in Stuttgart, man kann also sagen, dass der Saxofonist Christian Weidner inzwischen zu den etablierten Kräften der deutschen Jazzlandschaft gehört.

Das drückt sich auch auf Weidners neuem Album "Every Hour of the Light and Dark" aus, seinem vierten beim Münchner Pirouet Label, dem er seit 2006 verbunden ist. Im eingespielten All-Star-Quartett mit dem Pianisten Achim Kaufmann, dem Münchner Bassisten Henning Sieverts und dem Schweizer Drummer Samuel Rohrer präsentiert sich Weidner als gereifte Künstler, der seinen eigenen Stil gefunden hat: Der ist immer noch dem freien Spiel, dem Chromatischen und der Pentatonik verbunden, den in jedem Moment überraschenden, aus dem Augenblick kommenden Wendungen, liebt aber zugleich den feinen, lyrischen Klang. Das Melodiöse geht bei Weidner oft ins Hymnische, kann verstörend sein, sich aber auch bis ins herzzerreißend Anrührende steigern.

Christian Weidner: "Every Hour of the Light and Dark", Pirouet; live: Do., 21. Juli, 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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