Hörenswert:Klassische Anmutung

"Passo Avanti" mischt die Musikstile

Von Oliver Hochkeppel

Klassik meets Jazz ist gerade wieder im Schwange. Was zu Friedrich Guldas Zeiten rar war, dass sich Klassiker auch auf Blue Notes und After Beats verstehen, ist bei der jungen Musikergeneration kein Thema mehr. Und Jazzer sind in der Regel ohnehin zunächst klassisch ausgebildet. Trotzdem fällt das vom Holzbläser und Flötisten Alexander von Hagke gegründete, nach Vorbild eines Streichquartetts arrangierte Ensemble Passo Avanti aus dem Rahmen.

Den 39-jährigen Hagke beeindrucken zwar vor allem die Multistilisten - und er reiht sich als Saxofonist der Metal-Jazzband Panzerballett da ein -, doch klangästhetisch bevorzugt er den klassischen Ton, speziell bei seinem Klarinettenansatz. Für Passo Avanti hat er deshalb mit dem Geiger Sergey Didorenko und dem Cellisten Eugen Bazijan Gleichgesinnte um sich geschart, die ebenfalls alle Jazzspielarten beherrschen, aber sehr klassisch streichen. Einzig den Gitarristen Alex Jung möchte man mehr der Jazzgitarre als der klassischen zurechnen.

Auf ihrem neuen, zweiten Album "Finest Blend" geht es daher, anders als der Titel suggeriert, nicht wirklich um Verschmelzung, vielmehr um Ergänzung, ja Gegenüberstellung. Die meisten der dreizehn Stücke von Bach bis Debussy behalten die längste Zeit nicht nur ihr Thema, sondern auch ihre klassische Anmutung. Eher als Variation wird aus Mozarts Fantasie d-Moll ein Tango, mischt sich eine Wes-Montgomery-Gitarre in den Rigoletto, wird "Golliwog's Cakewalk" ein Country-Blues. Interessant, neu und oft richtig lustig.

Passo Avanti: "Finest Blend" (GLM), live am Donnerstag, 19. Nov., 19.30 Uhr, Künstlerhaus, Lenbachplatz 8

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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