Herbstauktionen:Blicke aus der Anstalt

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"Salvator Mundi", ein umstrittenes Gemälde, das Leonardo da Vinci zugeschrieben wird, mischt die New Yorker Auktionswochen auf.

Von Dorothea Baumer

In der kommenden Woche gehen in New York unter weltweiter Beobachtung die großen Herbstauktionen mit impressionistischer, moderner und zeitgenössischer Kunst über die Bühne. Den Auftakt der Prestige-Serie macht Christie's. Starlos ist dort Vincent van Goghs Landschaft mit einsamem Pflüger, "Laboureur dans un champ", ein Motiv, das sich dem Künstler im Herbst 1889 beim Blick aus dem Fenster der Nervenheilanstalt Saint-Rémy bot (um 50 Millionen Dollar).

Ein weiteres Highlight kommt mit Fernand Légers radikalem Avantgarde-Werk rein abstrakter Formen, "Contraste de formes" (1913), mit Erwartungen um 65 Millionen Dollar zum Aufruf. Gänzlich außerhalb der Ordnung, im Feld der zeitgenössischen Kunst zwischen Louise Bourgeois' Bronzespinne und Jean-Michel Basquiats "Duce"-Schädel platziert, wird das inzwischen gerichtsnotorische Gemälde "Salvator Mundi", der angebliche "letzte Leonardo da Vinci", versteigert (Taxe: 100 Millionen).

Ohne diese starken Vorgaben parieren zu können, setzt Sotheby's einen Tag später sowohl auf eine der farblich so reizvollen Winterlandschaften Claude Monets, "Les Glaçons, Bennecourt" (1893) mit treibenden Eisschollen, wie auf ein spätes sommerliches Giverny-Gartenbild von 1913. Beide sind mit je 18 Millionen Dollar geschätzt.

Von Picasso wird "Buste de femme au chapeau" aufgeboten, eine Art Doppelbildnis seiner Musen Dora Maar und Marie-Thérèse Walter aus dem Jahr 1939 (bis 25 Millionen). Bei den Zeitgenossen wechselt aus dem Apartment von Yoko Ono auf den Auktionsblock Jean-Michel Basquiats Gemälde "Cabra" mit Stierschädel, eine Hommage an den Boxer Muhammad Ali, die mindestens neun Millionen Dollar bringen soll.

Ein starkes Angebot legt zum Abschluss Phillips vor, nicht nur mit dem Toplos, Peter Doigs 1995-96 entstandene Landschaftsszene "Red House" (bis 22 Millionen), sondern auch mit Franz Klines aus heftiger abstrakter Gestik entwickeltem Gemälde "Sawyer" von 1959 (zehn Millionen), Rudolf Stingels vierteiligem Großformat in metallischem Gold (fünf Millionen) sowie der mit drei bis vier Millionen Dollar geschätzten figürlichen Stahlplastik "Großer Geist Nr. 9" von Thomas Schütte.

© SZ vom 11.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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