"Harry Potter and the Deathly Hallows":Warten auf Harry

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Heute Nacht um 1.01 Uhr ist es endlich soweit - unsere Autorin hält die Spannung kaum mehr aus: Der letzte "Harry Potter"-Band erscheint. Einige Buchhandlungen öffnen nach Mitternacht, und sueddeutsche.de ist im Live-Ticker dabei.

Barbara Vorsamer

Der siebte und angeblich letzte Band von J.K. Rowlings Harry-Potter-Saga, "Harry Potter and the Deathly Hallows", darf ab Mitternacht britischer Zeit verkauft werden, deswegen öffnen in Deutschland viele Buchläden um 1 Uhr nachts.

In London bilden sich schon seit gestern Schlangen vor den Buchhandlungen, viele Buchketten haben angekündigt, das Event in Verkleidung, mit Kürbissaft und Harrys Leibspeise Treacle Tart (Zuckerkuchen) zu begehen. In München aber gibt's das Buch frühestens zum Frühstück: Das bayerische Gesetz verbietet eine Ladenöffnung um 1.01 Uhr, und so öffnen Münchens Buchläden erst um 7 Uhr am Samstag.

Sechs Stunden später "Harry Potter" lesen als der Rest Deutschlands - nicht auszuhalten. Deswegen werde ich mich heute Abend in den Zug setzen und temporäres Asyl in einem Bundesland beantragen, in dem Potter-freundlichere Ladenöffnungszeiten herrschen. Ich fahre nach Hessen, genauer: zum Flughafen Frankfurt a. M., wo Potter-Fans aus aller Welt dem Ende der Saga entgegen fiebern.

Wie es so zu geht vor einer Flughafen-Buchhandlung um 1.01 Uhr, welche Aktionen sich die Fans ausgedacht haben und wie es sich anfühlt, den letzten aller "Harry Potters" in den Händen zu haben - ab Mitternacht im Live-Ticker auf sueddeutsche.de.

Schon während ich diese Zeilen schreibe, bin ich zum Bersten gespannt. Die New York Times hat ja bereits ein Exemplar zu fassen gekriegt und es rezensiert, und auch Bild weiß wie immer mehr als alle anderen: Harry würde dreifacher Vater werden, Ron und Hermione würden sich ebenfalls kriegen und die Abkürzung R.A.B. stehe für "Regulus Arcturus Black", behauptet die Boulevardzeitung.

Fakt 1 und 2 sind ganz nett, und mögen ja sogar stimmen. Sie sind aber doch gänzlich uninteressant für die Fragen, die dem Harry-Potter-Fan unter den Nägeln brennen. Nämlich: Wie um alles in der Welt wird es Harry schaffen, das Böse zu besiegen? Denn dass das Gute siegt, war eh klar - Entschuldigung, es handelt sich hier um ein Märchen.

Wer hätte das gedacht?

Und R.A.B., das waren die Initialen, die auf einem Zettel standen, den Harry unter mysteriösen Umständen fand, und über dessen Identität sich die drei Freunde seitdem den Kopf zerbrachen - doch dass es sich bei R.A.B. um Regulus Black, den Bruder von Harrys Paten Sirius Black handelt, das ist in Fan-Foren seit zwei Jahren common knowledge.

Also werfe ich einen vorsichtigen Blick in die New York Times, vorsichtig, aus Angst davor, dass mir hier das Ende der Geschichte verraten wird. Schließlich will ich es selbst lesen.

Das amerikanische Leitmedium verrät, dass die siebenteilige Reihe mit Band Sieben endet - wirklich und unwiderruflich endet, und das ist schon mal eine gute Nachricht, denn alle guten Sachen brauchen einmal ein Ende. Nichts wäre schlimmer, als eine endlose Folge "Harry Potter"-Bände, die irgendwann in der Mittelmäßigkeit versinken. Desweiteren: Es wird zu einem Showdown zwischen Gut und Böse kommen. Wer hätte das gedacht?

Für die, die es wissen wollen

Interessanter ist da schon, dass es sich bei den "Hallows" im Titel wohl nicht um Heilige handelt, sondern um magische Objekte, die ihren Besitzer zum Meister des Todes machen. Harry gerät auf der Suche nach Voldemorts Seele in deren Bann und müsse sich zwischen seiner Mission und der Versuchung entscheiden.

Ansonsten enthüllt die New York Times, dass im letzten Band viele Personen, darunter Harrys Cousin Dudley Dursley, der Verräter (oder doch nicht Verräter?) Severus Snape und der Übervater Dumbledore, unerwartete Charakterzüge offenbaren. Und das freut mich - ging es mir doch bisher bei jedem Band so, dass die neuen Wendungen mich dermaßen überraschten, dass ich mir direkt alle vorhandenen Bücher nochmal vornahm, auf der Suche nach Hinweisen, die ich bislang überlesen hatte. Ja, ich habe sie alle bereits mehrere Male gelesen habe und kann die Hörbücher quasi mitsprechen.

Um das letzte Buch zu lesen, mache ich mich jetzt auf die Reise von München nach Frankfurt. Ich habe ein bisschen Angst davor, dass J.K. Rowling es nicht schafft, alle meine Fragen zu beantworten, alle noch losen Enden logisch zu verknüpfen.

Doch in wenigen Stunden werde ich wissen, wie gut sie das gemacht hat - und es an dieser Stelle verraten. Das Ende auch - allerdings natürlich nur denen, die es wissen wollen.

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