"Haarmann" von Dirk Kurbjuweit:Warte noch ein Weilchen

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Über "Haarmann", den bekanntesten Serienmörder der Weimarer Republik, ist eigentlich alles gesagt. Der "Spiegel"-Journalist Dirk Kurbjuweit hat trotzdem noch einen Roman über den Fall geschrieben. Es ist ein bemerkenswertes Buch geworden.

Von Burkhard Müller

Haarmann: Der Fall ist fast hundert Jahre her, aber vorbei ist er nicht. Karl Kraus sprach bei dem Versuch, das Gesicht des deutschen Faschismus zu charakterisieren, vom Doppelantlitz aus dem legendären Ritter Schweppermann, der für seine Tapferkeit statt eines Eis deren zwei bekam, und Haarmann, den nach immer mehr Menschen gelüstete. Noch immer hält sich jenes Liedchen mit tückisch harmloser Melodie: "Warte, warte noch ein Weilchen, / Dann kommt Haarmann auch zu dir. / Mit dem kleinen Hackebeilchen / Macht er Hackefleisch aus dir." In den Neunzigern spielte ihn Götz George in dem Film "Der Totmacher". Zahlreiche Theaterstücke und Performances haben sich des Themas angenommen. Und noch vor wenigen Jahren musste der Deutsche Fußballverband einschreiten, weil der Fanblock von Hannover 96 Fahnen mit Haarmann-Porträt schwenkte. Keine Frage: Haarmann zieht.

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