Gut und günstig:Taschenbücher

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Paul Maar hat seine Flüchtlingsgeschichte um ein syrisches Mädchen von 1988 neu herausgegeben. Sie war nie so aktuell wie heute. In den zwei Bänden um Rosie und Moussa geht es um die Erlebnisse eines kleinen Mädchens.

Von Hilde Elisabeth Menzel

Als Paul Maar im Jahre 1988 diese Geschichte schrieb, gab es noch wenige Flüchtlinge in unserem Land und seine Heldin Aischa kehrt nach dem Ende des Bürgerkriegs mit ihrer Familie nach Libanon zurück. Das ist heute dramatisch anders, und Paul Maar schreibt in seinem Nachwort zu der Neuausgabe des Buches (mit eindringlichen Zeichnungen von Verena Ballhaus), dass er seine Geschichte der heutigen Realität entsprechend verändert habe. "Jetzt flieht Aischa nicht mehr aus Beirut, sondern aus Syrien. Und sie geht am Ende nicht in ihr Land zurück, sondern bleibt bei uns, in Deutschland."

Steffie und Aischa wohnen in derselben Straße, Steffie mit ihren Eltern in einem Einfamilienhaus, und Aischa zusammen mit ihrer großen Familie und vielen anderen Flüchtlingen aus Syrien in einem ehemaligen Gasthof. Es dauert eine Weile, bis sie sich anfreunden, zu verschieden sind ihre Lebensgewohnheiten, die zu Streit und Missverständnissen führen. Auch haben die Fremden im Dorf Feinde, die die Fenster des Gasthofs mit Steinen einwerfen und Aischas kleine Schwester verletzen. Als die Mädchen dann enge Freundinnen geworden sind, muss sich Aischa verabschieden, das "Amt" schickt die Familie, die noch kein Asyl hat, in eine andere Stadt.

Eine kleine Geschichte, die eindrucksvoll zeigt, wie viele Hürden zu überwinden sind, bis das Zusammenleben klappt, aber auch, dass es die Kinder sind, die am ehesten Brücken bauen und zueinander finden.

(ab 7 Jahre, Unterrichtsmaterial verfügbar)

Paul Maa r : Neben mir ist noch Platz. Mit Illustrationen von Verena Ballhaus. dtv junior (71700) 2016. 48 Seiten, 6,95 Euro.

Rosie ist mit ihrer Mutter in ein Hochhaus in einen anderen Stadtteil gezogen, und sie ist traurig, weil der Vater nicht dabei ist. Gleich am ersten Tag lernt sie Moussa kennen, der ihr von Herrn Tak, dem bösen Hausmeister erzählt, der einfach alles verbietet. Aber Moussa lässt sich nicht einschüchtern und holt Rosie ab, um heimlich mit ihr auf das Dach des Hochhauses zu steigen. Rosie ist hingerissen von dem Blick über die Stadt - auf einer Doppelseite großartig von der Illustratorin Judith Vanistendael in Szene gesetzt, aber als Herr Tak die Tür zum Dachboden abschließt, wird der Ausflug zu einem spannenden Abenteuer.

Im zweiten Band bekommt Rosie einen Brief von ihrem Papa aus dem Gefängnis und weiß endlich, warum er aus ihrem Leben verschwunden ist. Einfühlsam wird Rosies Konflikt beschrieben, denn ihre Mutter will, dass sie ihren Vater vergisst. Doch sie vermisst ihn sehr, und ihr Onkel hilft ihr, ihn heimlich zu besuchen. Als es herauskommt, gibt es eine Krise zwischen Rosie und ihrer Mutter, aber als sie zugeben, dass sie beide gelogen haben, versöhnen sie sich wieder. Die vielen tollen und witzigen Zeichnungen nehmen der Geschichte alles Schwere. (ab 8 Jahre und zum Vorlesen)

Michael De Cock : Rosie und Moussa. Band 2: Der Brief von Papa. Mit Illustrationen von Judith Vanistendael. Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf. Gulliver 2016. Je 91 Seiten, je 5,95 Euro.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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