Wo die Mode gemacht wird? Die Frage ist schwieriger, als es scheint: Gerade jetzt, wo täglich neue Entwürfe gezeigt werden. Während in den Boutiquen die Sommerkleidung einzieht, ist die Szene ja schon bei den Kollektionen für die nächste Herbst-/Winter-Saison. Erst in Berlin, Mailand, New York und London - und ab nächster Woche in Paris.
Oft sitzt zwischen den Einkäufern und Stylisten, zwischen den Fotografen, Journalisten und Bloggern auch Kera Till im Publikum. Mit einem Block und einem Stift. Die Zeichnerin verleiht dem, was einem auf den Laufstegen noch ungeordnet entgegentrabt, festere Konturen: Die großen Pelzkragen werden noch etwas größer. Das zarte Rosa blüht aufs Papier getuscht auf, Jeansblau darf noch steifer aussehen.
Kera Till ist Illustratorin, sie arbeitet für Modemagazine und Kaufhäuser - doch zeichnet es ihre Arbeit aus, dass das Neue auf ihren Blättern einschwebt wie der aufregende erste Schnee, über den man sich jedes Jahr freut. Weil er noch frisch ist und leicht und formbar. Denn das ist Mode für Kera Till auch - ein Angebot, aus dem sich jeder etwas aussucht. Bis das, was die Couturiers, die Fotografen und Einkäufer vorgeschlagen haben an irgendeinem kalten Tag das erste Mal an einer Straßenecke zu sehen ist, müssen viele überzeugt werden.
Kera Till hat schon mal ein Buch herausgegeben, in dem viele ihrer Zeichnungen unfertig waren. Sie wollten nicht nur ausgemalt, sondern auch vollendet werden. Neben ihren treffsicheren Beobachtungen belegt es, dass sie weiß, wer Mode wirklich macht: Alle, die sie lieben. Das "Mode Skizzenbuch" fürs Großformat ist ganz aktuell. Es ist in den letzten Tagen entstanden, ein erster Eindruck von einem Winter, der erst in vielen Monaten beginnen wird. Mit Platz für eigene Eintragungen.