Großformat:So war's im Pudel

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Die Hamburger Szenekneipe Golden Pudel Club ist vor einem Jahr abgebrannt. Alex Solman arbeitete dort als Grafiker. So sehen die legendären Nächte in seiner Erinnerung aus.

Von Catrin Lorch

Was der Golden Pudel Club war? Aus der Erinnerung zeichnet Alex Solman ein Riesenviech, massiv und kantig. Der Trubel lässt den Pudel kalt, ungerührt hockt er da wie das Goldene Kalb. Ist aber aus Katzengold, sagt Alex Solman, der sich beim Zeichnen für dieses Großformat von den kantigen, kristallinen Formen des Pyritsteins hat lenken lassen. Ein Pudel aus Katzengold, da schwingt viel mit von Härte und echten und falschen Werten. Und außerdem sieht der Hund aus, als habe ihn der Kubismus angerührt.

Der feine Strich und die schönen Einfälle, das ist die Visitenkarte des Clubs in Hamburg gewesen, den Rocko Schamoni und Schorsch Kamerun mitgegründet haben und der seit den Neunzigern im historischen Café Elbterrassen in Hamburg-Altona residierte. Alex Solman zeichnete seit 2004 die Einladungen für die allsonntäglichen MFOC-Abende, eine Abkürzung für "Musik Fetischisten Ohren Charakter". Würde man seine Entwürfe nebeneinanderhängen, sie ergäben eine lange Galerie: legendäre Namen, große Künstler und große Nächte. Einzeln haben sie auch etwas von den abgerissenen Blättern eines Kalenders - und der endet im Februar 2016. Da brannte das Gebäude aus. Feuer, ungeklärte Eigentumsverhältnisse, fehlendes Geld - lange sah es aus, als sei es vorbei mit dem Pudel. Doch es gab Unterstützung aus der Szene, die Kulturpolitik hat sich engagiert, und auf der Seite des Clubs läuft das "Pump up the Pudel: SCHOCKVIDEO", ein Rundgang durch den vom Brand zerstörten kleinen Pavillon. Unterlegt mit harten, kurzen Streichereinsätzen, sie deuten die Dringlichkeit des Spendenaufrufs an, denn "die komplette Wiederherstellung der Elbphilharmonie der Herzen kostet mindestens so viel wie fünf nigelnagelneue SUVs".

Dass jetzt ein Buch mit dem Titel "Die Welt Ist Eine Pudel" erscheint, hat mit der langen Zeit des Wiederaufbaus zu tun. Alex Solman war durch den Brand arbeitslos geworden. "Ich war ja nicht nur der Grafiker, ich hab' ja auch an der Tür gearbeitet", sagt er. So fand er die Zeit, eine Idee, die irgendwann backstage geboren wurde, umzusetzen und seine Entwürfe zu einem Band zu kompilieren. "Diese Arbeit hat mich dann noch einmal daran erinnert, was der Club mir bedeutet", sagt Solman. Gerade sitzt er an seinem ersten Auftrag für den neuen Pudel Club. Die Bauarbeiten laufen, in diesen Tagen wurde der Boden aus Teer gegossen, und Alex Solman entwirft einen Tresen, der "noch etwas pudeliger" wird.

© SZ vom 15.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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