Großformat:Möbiusband? Haus vom Nikolaus?

Nein, es handelt sich um ein spätes Ornament des Wiener Architekten und Gestalters Josef Hoffmann, dem man so viel Zeitlosigkeit kaum zugetraut hätte.

Von Laura Weissmüller

Man könnte Josef Hoffmann als König des Ornaments bezeichnet. Kein Gegenstand, ob Tapete, Löffel oder Stoffbezug, der dem 1870 geborenen Architekten und Gestalter keiner Dekoration würdig gewesen wäre. Seinen Zeitgenossen, Puristen und Wien-Nachbar Adolf Loos machte er sich damit zum erbitterten Gegner. Der war zwar nicht sämtlicher Zierde feindlich gesinnt, aber wenn Ornament, dann bitte schön nur das notwendige, sinnvolle und nicht einfach eines zur Deko. Hoffmann hatte damit überhaupt kein Problem und mit den von ihm mitgegründeten Wiener Werkstätten auch einen der besten Handwerksbetriebe, der ihm die sündhaft teuren Einzelstücke für die High Society der Stadt anfertigte.

Die Liebe zum kostbaren Handwerk findet seit einiger Zeit selbst in der digitalen Gegenwart immer mehr Anhänger. Luxusfirmen werben mit sepiastichigen Aufnahmen altersmilder Polsterer, kaum ein kleiner Betrieb, der sich nicht stolz Manufaktur nennt.

Welches Produkt Hoffmann mit der weit geschwungenen Doppelschlaufe schmücken wollte, ist unbekannt. Klar ist nur, dass es sich um ein Spätwerk aus den Fünfzigern handeln muss. Denn früher wäre dieses Blatt dem Künstler, der 1956 starb, deutlich floraler, sprich gegenständlicher geraten. Vielleicht handelt es sich auch um eine freie Studie. Damit ließe sich das bislang unbekannte Blatt aus dem Museum für angewandte Kunst in Wien (Foto: MAK), in die Tradition des Ornamentstichs einsortieren. Der war für Künstler schon seit Jahrhunderten eine lukrative Einnahmequelle. Entwarfen sie darauf doch Ornamente, die auf allen möglichen Gegenständen ihren Platz finden konnten. Dieses hier darf noch dazu das Attribut zeitlos für sich in Anspruch nehmen.

© SZ vom 07.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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