Dass die Documenta 14, die an diesem Wochenende zu Ende geht, an zwei Orten stattfand, das war die große Geste des künstlerischen Leiters Adam Szymczyk: Jeder der geladenen Künstler war aufgefordert, für beide Spielorte, Kassel und Athen, eine Arbeit beizusteuern. Die Großausstellung hat sich so verdoppelt - und es war, als blickte man gleichzeitig von zwei Standorten aus auf die zeitgenössische Kunst. Es gehörte bislang zum Mythos der im Jahr 1955 von Arnold Bode in Kassel als Anhängsel einer Bundesgartenschau gegründeten Documenta, über Jahrzehnte der Stadt in Nordhessen die Treue zu halten. München mochte die schönsten Museen haben, Köln den Kunstmarkt und Berlin die Künstler. Aber sicher blieb, dass alle fünf Jahre die bedeutendste Schau zur modernen Kunst in der bundesdeutschen Provinz stattfindet.
Nun ist im Archiv ein bislang vollkommen übersehenes Konzept aufgetaucht, ein paar locker beschriebene Seiten. Arnold Bode selbst entwickelt da - recht konkrete - Pläne für die sechste Ausgabe der Documenta, die im Jahr 1976 einen Ableger in Philadelphia in den USA unterhalten sollte. "Sehr rohe" Kostenschätzungen gehören dazu, Laufzeit, Konzept, ein Ausschuss, alles war angedacht und in Bodes charakteristisch kräftigen Handschrift ausgearbeitet; das leuchtende Rosa akzentuiert, wie attraktiv und leichthändig man Anfang der Siebzigerjahre zur Sache ging. Aus den Plänen wurde jedoch nichts, sie wanderten in die Akten und werden jetzt - zusammen mit Bodes Nachlass - im Archiv der Documenta verwahrt. Die Verdoppelung der Documenta musste warten. Um nun unübersehbar zu werden: Die Athener Ausgabe der Documenta 14 war - mit 350 000 Besuchern - die erfolgreichste Ausstellung zeitgenössischer Kunst in Griechenland überhaupt.