Großformat:Die Avantgarde einläuten

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Hier zeigen wir jede Woche neue, unbekannte oder verschollene Werke von Künstlern, Autoren, Architekten, Komponisten, Regisseuren und Designern. (Foto: Asha Mines und Hendrik Weber)

Der Musiker Pantha du Prince bekränzt seine Großformat-Playlist mit Glocken und Efeu. Wer seine Arbeit kennt, den wird das kaum verwundern.

Von Jan Kedves

Natur und Techno, Tradition und Digitalität: Diese Konzepte können sich wunderbar ergänzen. Den musikalischen Beweis dafür liefert seit 14 Jahren Hendrik Weber, der mit seinem Musikprojekt Pantha Du Prince die gar nicht so unwahrscheinlichen Schnittstellen zwischen Bergromantik und Club-Ekstase auslotet. Weber, der in Berlin lebt, ist zu einem der bekanntesten deutschen Elektronik-Musiker geworden, in der Londoner Queen Elizabeth Hall trat er ebenso schon auf wie im Berliner Berghain. Er arbeitet gerne mit field recordings - mit im Freien aufgenommenen Geräuschen von knackenden Gletschern, Glocken oder Felsmassiven. Diese verarbeitet er digital zu erhabenen, eleganten Tracks.

Ende Mai erscheint - wieder beim legendären Londoner Label Rough Trade - sein neues Album "The Triad", auf dem Weber auch als Sänger zu hören ist. Bevor er damit auf Tour geht, hat er für das Großformat eine Liste seiner aktuellen Lieblingsmusik zusammengestellt. In ihr finden sich Helden der Avantgarde-Musik neben kaum beachteten Pop-Juwelen - und auffällig wenig Techno.

Das Foto, das Weber zu der Playlist geschickt hat, stammt aus Urnäsch im Schweizer Kanton Appenzell. Es zeigt ein traditionelles Chlausen-Kostüm, das gänzlich aus Naturmaterialien besteht - Laub, Moos, Baumrinde, Tannenzapfen, Fell. Und aus Glocken. Weber interessiert sich sehr für entlegene Orte und ihre Rituale, und er ist fasziniert davon, wie sich die Einwohner von Urnäsch jedes Jahr an Silvester in aller Frühe zusammenfinden, um in diesen Kostümen abwechselnd kontemplative Obertongesänge anzustimmen und exzessiv herumzubimmeln. Letzteres kann dann fast klingen, als sei im Club der Alarm losgegangen. Tradition und Techno: kein Widerspruch, wir sagten es ja bereits.

Gavin Bryars: "Prologue" (aus "Three Viennese Dancers")

Michael Jon Fink: "I Hear It in the Rain"

Arvo Pärt: "Spiegel im Spiegel III"

Arthur Russell: "See-Through"

Popol Vuh: "Morgengruß II" (aus dem Soundtrack zu Werner Herzogs "Aguirre")

Fennesz: "Rivers of Sand"

Ornette Coleman: "Science Fiction"

Marvin Gaye: "God Is Love"

Wu-Tang Clan: "Can It Be All So Simple"

The West Coast Pop Art ​Experimental Band: "Smell of Incense"

Silver Apples: "Oscillations"

Lifetones: "Good Side"

This Heat: "Sleep"

Broadcast: "Black Cat"

White Noise: "Love Without Sound"

The Clientele: "I Had to Say This"

Pharoah Sanders: "The Creator Has a Master Plan"

Yes: "Long Distance Runaround"

Rhythm & Sound: "See Mi Version"

Kraftwerk: "Tongebirge"

The United States of America: "Stranded in Time"

The Blue Nile: "Stay"

Broadcast: "Tears in the Typing Pool"

Queens: "Keep It"

Slowdive: "Catch the Breeze"

Harmonia: "Watussi"

Aphex Twin: "Heliosphan"

Squarepusher: "My Sound"

Pat Metheny: "Electric Counterpoint"

La Düsseldorf: "Düsseldorf"

Brian Eno: "Fullness of Wind" (aus den "Variations on the Canon In D Major by Johann Pachelbel" auf "Discreet Music")

Soft Verdict: "A Visiting Card"

Workshop: "Adolescence"

Paul Dresher: "Liquid and Stellar Music / This Same Temple"

Ellen Fullman: "Woven Processional"

Arnold Dreyblatt and The Orchestra of Excited Strings: "Odd & Even" (aus "Propellers In Love")

Konrad Sprenger: "Das helle Fell am Hinterteil des Hirschs"

Mojave 3: "Bluebird of Happiness"

Susumu Yokota: "Secret Garden"

© SZ vom 23.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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