Greenpeace-Film "Sanctuary":Oscarpreisträger Javier Bardem im U-Boot

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Von Patrick Heidmann

Al Gore kämpft gegen den Klimawandel, Leonardo DiCaprio spaziert am Polarkreis über Eisschollen, und auch der spanische Schauspieler und Oscarpreisträger Javier Bardem hat sein grünes Herz entdeckt. Beim Filmfestival in Toronto feierte in dieser Woche der Dokumentarfilm "Sanctuary" Weltpremiere, für den er unter anderem in den Gewässern der Antarktis unterwegs war.

Der Film von Regisseur Álvaro Longoria ist in Zusammenarbeit mit Greenpeace entstanden. Bardem und sein ebenfalls als Schauspieler tätiger Bruder Carlos wandten sich gemeinsam an die Organisation auf der Suche nach einem Projekt, für das sie sich engagieren könnten. Gemeinsam entschied man sich für das geplante Meeresschutzgebiet im antarktischen Weddellmeer, das einer 26 Länder umfassenden Kommission im Herbst 2018 zur Abstimmung vorgelegt werden sollte. Und so ging es für die Brüder mit der Greenpeace-eigenen Arctic Sunrise hinaus auf eben jenes Meer, begleitet von Forschern, Aktivisten - und einem Verantwortlichen für Internetverbindungen auf hoher See. Denn Bardem meldete sich eigens zu diesem Zweck doch noch in allen sozialen Netzwerken an, die er bis dahin stets gemieden hatte.

Dass ein solches Filmprojekt, für das sich der Weltstar später auch bei Begegnungen mit deutschen und britischen Regierungsvertretern begleiten ließ, keine kritisch hinterfragende Auseinandersetzung mit einem Sujet sein kann, versteht sich eigentlich von selbst. So wie Al Gores "Eine unbequeme Wahrheit" vor einigen Jahren mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, aber weniger wegen der filmischen Qualitäten als wegen des unterstützenswerten politischen Anliegens. So geht es auch in "Sanctuary" - trotz einiger Bemühungen von Longoria und seinen Mitstreitern um elegante Bildgestaltung und opulente Filmmusik - vor allem um die gute Sache. Das Team macht keinen Hehl daraus, dass die Bardems und ihr Film Mittel zum Zweck sind, um Aufmerksamkeit für die Schutzgebiets-Petition zu bekommen. Ob er mühsam in einen Schneeanzug schlüpft, sich nervös auf einen U-Boot-Trip zum Meeresgrund einlässt oder seine Lieblingstiere seit Kindheitstagen (Pinguine!) beobachtet - Javier, der dem Film auch als Erzähler dient, weiß seine Prominenz sehr charmant und augenzwinkernd einzusetzen.

Mehr Einblicke in die Mechanismen des Promi-Charity-Marketings hätten "Sanctuary" vermutlich noch interessanter gemacht. Und sei es auch nur, um zu erfahren, ob (Ex-)Umweltministerin Barbara Hendricks sich wirklich lieber etwas von einem - wie er selbst sagt - "ahnungslosen" Schauspieler über Meeresschutz anhört, als von einem Wissenschaftler.

Dass am Ende, ganz antiklimatisch, die angestrebte Schutzzone in der Antarktis im vergangenen Herbst an Ländern wie Norwegen, Russland und China scheiterte, wirkt fast schon nebensächlich. Die bloße Existenz des Films und seine Weltpremiere bei einem der größten Festivals der Welt sind längst Bestandteil der nächsten Phase.

"Wir akzeptieren kein Nein als Antwort", sagte Bardem dem Publikum im Anschluss an die Vorführung. "Gerade erst habe ich bei der UN vorgesprochen und wieder für den Schutz der Ozeane geworben."

Dass der Schlüssel zum Erfolg allerdings längst nicht mehr bei Promis im besten Alter mit Twitter-Account und Filmteam im Schlepptau liegt, weiß auch er: "Die Vorreiter in diesen Angelegenheiten sind die jungen Leute, die Greta Thunbergs dieser Welt. Wir Alten müssen ihnen folgen, nicht umgekehrt. Die wissen, worauf es ankommt, denn ihnen ist viel mehr als uns klar, dass ihre Zukunft auf dem Spiel steht."

© SZ vom 14.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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