Gesetz gegen Musik-Mogelpackungen:Rock-Roulette verboten

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Ausgerechnet Las Vegas, die weltgrößte Seifenblase, macht reine Rockbühne: Der Staat Nevada erlässt ein Gesetz gegen Bands mit zweifelhafter Neubesetzung.

Andrian Kreye

Je älter das Publikum, desto besser läuft das Geschäft mit der Popnostalgie. Weil in den USA aber nicht nur wiedervereinigte Superbands wie Police, The Who und Genesis auf Tour gehen, sondern auch einstmals legendäre Formationen in höchst zweifelhafter Zusammenstellung Konzerte geben, wurde im Bundesstaat Nevada nun ein Gesetz erlassen, das vorschreibt, dass mindestens ein Mitglied der ursprünglichen Besetzung mitspielen muss, damit der klingende Name auf dem Plakat stehen darf.

Musterfall waren die Auftritte der Platters, Coasters und Drifters im Sahara Hotel & Casino Congo Room, die dort jeden Abend ab halb acht ihre Hits wie "Stand By Me", "Under The Boardwalk" und "The Great Pretender" zum Besten geben. Der Haken an der Show: Bei keiner der drei Gruppen singt eines der ursprünglichen Mitglieder.

Nun ist das Problem nicht neu. Wenn sich erfolgreiche Gruppen in den Frühzeiten des Pop auflösten, waren die Namensrechte meist nicht geklärt. Man konnte den Namen einfach klauen. So soll es insgesamt 125 verschiedene Inkarnationen der Platters gegeben haben, mehrere Dutzend der Supremes und der Temptations.

Aber auch Supergruppen der jüngeren Popgeschichte waren als Mogelpackung auf Tour. So reiste der Schlagzeuger Michael Clarke jahrelang als The Byrds durch die Staaten, obwohl er lediglich die ersten dreieinhalb Jahre für die legendären Folkrocker getrommelt hatte. Rumpfformationen legendärer Bands wie Little Feat, The Doors oder Foreigner treten unter altem Namen auf.

Spielt einer der alten Musiker mit, ist das allerdings weiterhin erlaubt. Sonst muss sich die Gruppe in Las Vegas ab sofort als "Tribute" oder "Salute" kennzeichnen. Nevada folgt mit dem Gesetz dem Vorbild von Staaten wie Pennsylvania, New Jersey und Illinois. Diese Woche wird auch Kalifornien über ein ähnliches Gesetz abstimmen.

© SZ vom 20.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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