Geschichten und Gedichte zur Demokratie:Freigeist im Kühlschrank

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Illustration aus: Wer tanzt schon gern allein? Bilder, Geschichten und Gedichte zur Demokratie. (Foto: N/A)

Wie es im Alltag gelingen kann, demokratisch und solidarisch miteinander umzugehen, zeigen 25 Autoren und Illustratoren, die eine vielfältige Welt abbilden.

Von Roswitha Budeus-Budde

"Demokra-Tiere ernähren sich hauptsächlich von freien Gedanken, verschmähen aber auch ein gerechtes Gericht nicht. Sie sind ausgesprochen gesellig und leben üb-licherweise in großen Kolonien zusammen", mit "Disku-Tieren", und "Parlamen-Tieren". Die Autorin Julia Neuhaus macht in ihrer kleinen Geschichte - treffend illustriert von Till Penzek - die Leser jeden Alters neugierig auf das Thema Demokratie, auf die weiteren 25 Geschichten und Gedichte, die Karin Gruß in ihrem Sammelband "Wer tanzt schon gern allein" versammelt hat. Es sind Momentaufnahmen, manchmal auch historische Rückblicke auf das Leben in unserer multikulturellen Gesellschaft, das schon von den Kindern Mut erfordert. Jeder der Autoren - Uwe-Michael Gutzschhahn, Heinz Janisch, Hermann Schulz oder Bart Moeyaert - zeigen in ihren Beispielen, wie es auch im Alltag gelingen kann, demokratisch und solidarisch miteinander umzugehen. Und die Illustrationen von Martin Baltscheit, Aljoscha Blau, Tobias Krejtschi und Sebastian Meschenmoser, dokumentieren eine bunte, vielfältige Welt.

Zum Beispiel in der Bildergeschichte von Thilo Krapp, in der ein Junge den Mut hat, sich wie eine Prinzessin aus 1001 Nacht auf einer Kostümparty zu verkleiden und endlich einen Freund findet. Oder die wilden Wuttänze eines kleinen Mädchens, inszeniert von Yvonne Hergane und Dorota Wünsch, das sich dafür rächt, als Jüngste die Außenseiterin zu sein. In der Schulgeschichte von Jochen Mariss und Susanne Strasser bekommt ein Junge, der gemobbt wird, Trost. Zum Nachdenken sollen die Migrantengeschichten auffordern, die sich mit dem wachsenden Rassismus der Gesellschaft auseinandersetzen. Mehrnousch Zaeri-Esfahani und Mehrdat Zaerie flohen vor dreißig Jahren aus Iran und waren glücklich, in Deutschland zu leben. Dagegen wird die junge schwarze Frau, in der Geschichte von Hermann Schulz, die in einem Kindergarten arbeitet und gut deutsch spricht, von einem Beamten beleidigt und erniedrigt und fürchtet sich vor der Zukunft. "Schützen wir die Demokra-Tiere ... indem wir ihre Ideen verteidigen und dafür sorgen, dass für sie immer genug Freigeist im Kühlschrank ist."

Karin Gruß (Hrsg): Wer tanzt schon gern allein. Bilder, Geschichten und Gedichte zur Demokratie. Hammer Verlag, Wuppertal 2020. 110 S., 22 Euro.

© SZ vom 29.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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