Geschichte der Musik:Die Königin der Instrumente

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Eine Reise in die klassische Musik für Klein, als Zeitreise vom Mittelalter bis heute. Über das Orchester, die Oper, über Jazz. Der Fremdenführer ist ein kleiner Junge und sein Hund.

Von Florian Welle

"Wenn jemand eine Reise tut", beginnt ein Gedicht von Matthias Claudius. Es passt deshalb gut zu der Geschichte von Kerstin Unseld " Man sieht auch mit den Ohren gut", weil es vertont wurde von Carl Friedrich Zelter. Und von nichts anderem als von Reisen und Musik erzählt das Buch.

Der kleine Mathis ist blind. Er liebt Musik über alles, sehr zum Leidwesen seines Blindenhundes Muks. Der würde lieber auf der Hundewiese tollen, anstatt im Radio einer Sinfonie zu lauschen. Da kann Mathis noch so schwärmen. Doch er ist sich sicher: Bei so einem feinen Gehör ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Hund seine Leidenschaft für Musik teilt. Die scheint gekommen zu sein, als die unzertrennlichen Freunde eine seltsame kleine Flasche entdecken. In ihr ein Zettel mit einem Rätsel: "Wer mich findet, bringe mich der Königin der Instrumente zurück!" Wer ist bloß diese "Königin der Instrumente"? Um das herauszufinden, begeben sich die beiden auf eine Reise. Genauer gesagt: eine abenteuerliche Zeitreise durch die Jahrhunderte. Denn mit der Flasche hat es noch eine besondere Bewandtnis: Sie funktioniert als Zeitmaschine.

Kerstin Unseld führt ihre Helden ins Mittelalter, zu Hildegard von Bingen. Ins 18. Jahrhundert, zu dem Opernkomponisten Christoph Willibald Ritter von Gluck. Ja, sogar nach New Orleans, der Wiege des Jazz. Dort plaudern sie mit einem Musiker über Louis Armstrong: "Es war eine Stimme wie Samt, nein, wie rauer Samt, falls es so was gab . . . aber auch ein bisschen kratzig."

Es sind Passagen wie diese, in denen die Autorin ihren Lesern etwas über Musik beibringt: über das klassische Sinfonieorchester, über die Oper, den Jazz. Das geschieht niemals belehrend, und mit erzählerischer Verve. Sie weckt vor allem eines: die Neugier auf Musik jenseits von Rock und Pop - im Anhang gibt sie noch Tipps zum Nachhören. Und wer ist nun die Königin der Instrumente? Das finden Mathis und Muks heraus und lernen noch einen ganz besonderen Menschen kennen. (ab 9 Jahre)

Kerstin Unseld : Man sieht auch mit den Ohren gut. Eine kleine Reise in die Musik. Mit Illustrationen von Leonard Erlbruch. dtv (Reihe Hanser) 2016. 180 Seiten, 12,95 Euro.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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