Wenn in unserer Zeit erstmals ein Buch die Aussagen George Orwells über Juden und Antisemitismus versammelt, fragt man sich unweigerlich: Handelt es sich um einen Beitrag zur Beseitigung eines gravierenden Missverständnisses - nämlich der Glorifizierung eines der wichtigsten politischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, der mit den Dystopien "Farm der Tiere" und "1984" Weltruhm erlangte? Oder eher bloß um übereifrigen Aktionismus, gar haltlose Sensationsgier? In diesem Fall trifft keins von beidem zu. Im Berliner Kleinverlag Comino hat der Herausgeber Paul Seeliger umfassendes Material aus Orwells sämtlichen Werken aufbereitet und sorgfältig annotiert, damit die Debatte über einen möglichen Antisemitismus des Autors nuanciert fortgeführt werden kann. Sie ist in den vergangenen Monaten immer wieder aufgekeimt, allerdings eher in akademischen Kreisen als in der breiten Öffentlichkeit.
"1984"-Autor:War George Orwell Antisemit?
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Warum in der Literaturwelt gerade mal wieder die alte Frage auftaucht. Und warum die Antwort eine Gratwanderung ist.
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