Gender-Literatur:Man kann alles erreichen

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103 Persönlichkeiten, die Jungen Mut machen sollen. Ein Sachbuch, das sich die "Rebel Girls" zum Vorbild nimmt und trotzdem zeigt, wo die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen liegen.

Von Roswitha Budeus-Budde

Frauenpower auf dem Jugendbuchmarkt. Die "Good Night Stories for Rebel Girls", der große internationale Erfolg der Autorinnen Francesca Cavallo und Elena Favilli - gerade erschien im Hanser-Verlag Band zwei -, fand zahlreiche Nachahmer und bewegt die Verlagslandschaft. Die Kurzbiografien von 100 Frauen, die jeweils auf einer Doppelseite mit Bild vorgestellt werden, gehen ohne erzählerische Umwege auf die Besonderheit des Lebens ein, auf den Vorbildcharakter, den sie für die Leserinnen haben. So wird jeder Band zu einem Archiv des gesellschaftlichen Aufbruchs. Doch reicht es, wenn nur die Mädchen inspiriert werden, ihre eigenen individuellen Stärken zu entwickeln? Die Geschichte der Frauenbewegung ist ein Beispiel dafür, dass sich die rechtliche und wirtschaftliche Situation nur ändert, wenn auch die Männer überzeugt werden können, ihre vorgegebenen Rollen aufzugeben.

So hat der Loewe-Verlag mit "Stories for Boys, Who Dare to be Different" von Ben Brooks ein Pendant für Jungen herausgegeben, mit 103 Kurzbiografien männlicher Vorbilder, die in ungewöhnlicher Weise Mut gezeigt haben. Die ihre Ideale und Ideen verwirklichten, trotz eigener Handicaps, oder gesellschaftlichen Widerstands. Darunter sind bekannte und unbekannte Künstler, Umweltaktivisten und Politiker, wie Barack Obama, der sich für die Frauenrechte einsetzt, für eine Welt, in der alle Menschen die Chance haben, das zu sein, was sie sein wollen. Oder der Schauspieler Daniel Radcliffe, der trotz einer Behinderung als Harry-Potter-Darsteller erfolgreich wurde. Auch vom Umweltaktivisten Boyan Slat wird erzählt, der schon als Sechszehnjähriger begann, gegen den Plastikmüll der Meere anzukämpfen, ganz nach dem Lebensmotto von Mahatma Gandhi: "Wenn man nur will, kann man alles erreichen." Doch der Einsatz gegen gesellschaftliche Missstände, wie zum Beispiel modernes Sklaventum, kann gefährlich werden. So wurde der zwölfjährige Pakistaner Iqbal Masih für die Befreiung von 3000 Kindern aus Teppichfabriken ermordet. Mut erfordert es auch, für ein Leben als Transgender zu kämpfen, wie Alan Hart, als Mädchen geboren und nach gelungener Geschlechtsumwandlung führend in der Tuberkuloseforschung. Auch die Biografien bekannter Homosexueller geben ein Beispiel davon, wie schwer es ist, gegen Vorurteile anzukämpfen.

Jede dieser 103 Persönlichkeiten in "Stories for Boys, Who Dare to bei Different" sucht einen individuellen Weg, ein Leben jenseits festgeschriebener Normen zu führen. Das wollen auch die porträtierten Frauen in "Rebel Girls", aber ihre Geschichten, dramatischer und dynamischer, eint die Wut über die jahrhundertealte Benachteiligung. Sie wollen die Zukunft nicht wagen wie die Männer, sondern kämpfen wie Rebellen. (ab 12 Jahre)

Ben Brooks : Stories for Boys, Who dare to be Different. Aus dem Englischen von Franca Fritz u.a. Loewe Verlag, Bindlach 2018. 208 Seiten, 19,95 Euro.

© SZ vom 23.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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