Gehört, gelesen, zitiert:Weise Regierung

In dem 1885 erschienenen Roman "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" von Mark Twain findet sich die Rede eines heutigen Wutbürgers.

In dem 1885 in den USA erschienenen Roman "Die Abenteuer des Huckleberry Finn" von Mark Twain gerät das Leben des Titelhelden ziemlich durcheinander, als sein Vater plötzlich auftaucht. Er ist ein chronischer Trunkenbold, hat aber erfahren, dass sein Sohn zu Geld gekommen ist. Das will er nun haben. Dazu sperrt er H uck in einer Hütte ein und lässt sich nur betrunken dort blicken, um furchtbare Wutreden auf Staat und Regierung zu halten. Eine wie diese hier. Sie klingt heute vertrauter denn je.

Das will eine Regierung sein, Donnerwetter, und dabei ist sie keinen Pfifferling wert! Kommen sie da mit dem Gesetz und wollen einem alten Mann den Sohn wegnehmen, den einzigen Sohn, den er mit Mühe, Angst und Not und schweren Kosten großgezogen hat. Und das will eine Regierung sein, wahrhaftig, allen Respekt davor! Da gibt's auch noch ein Gesetz, das dem Schurken von Kreisrichter hilft, mir mein Geld nicht herauszugeben - mein eignes Geld! Wahrhaftig eine wundervoll weise Regierung, bei der man nicht zu seinem Recht kommen kann! Ich hätte gute Lust, dem ganzen Bettel den Rücken zu kehren und das Land zu verlassen! Hab's aber dem Kreisrichter auch gesagt, tüchtig, und alle konnten's hören, war mir ganz egal, sie können's weitersagen, wenn sie wollen! Sag' ich, für zwei Cents wend' ich dem vermaledeiten Land den Rücken, und straf mich Gott, wenn ich ihm je wieder nahe komme - so eine Regierung, dass Gott erbarm!

© SZ vom 19.12.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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