Gehört, gelesen, zitiert:Selbstfürsorge

Die Sprache der Umweltbewegung "Extinction rebellion" klingt manchmal wie das Gerede von neoliberalen Selbstverbesserungs-Gurus.

Die Umweltbewegung "Extinction rebellion", kurz XR, fordert radikale Maßnahmen gegen das Artensterben und den Klimawandel. Im neuen Buch "Hope dies, Action begins - Stimmen einer neuen Bewegung" (Transcript), das von der XR-Ortsgruppe Hannover herausgegeben wird, klingen die Ratschläge zur Lebensführung für den modernen Öko-Revolutionär erstaunlicherweise allerdings manchmal wie das Gerede neoliberaler Selbstverbesserungsgurus:

"Sich bei XR zu engagieren ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Um auf lange Sicht nicht auszubrennen, um einer andauernden Erschöpfung vorzubeugen, braucht es Selbstfürsorge von Anfang an. Nur ein sich auch um sein eigenes Selbst sorgender Aktivist ist ein guter Aktivist. Die Strategien der Selbstfürsorge sind so unterschiedlich wie die Aktivisten selbst. Doch Achtsamkeit, Zeitmanagement, sportliche Betätigung, Freundschaften pflegen, zur Ruhe kommen und Entspannung gehören für jede/n dazu, um auf Dauer einsatzfähig zu bleiben. Auch die bewusste Wahrnehmung von Musik, Kunst und der Natur können helfen, gesund zu bleiben. Nach Jon Kabat-Zinn: ,Die Vergangenheit ist schon vorbei, die Zukunft noch nicht eingetreten, die Gegenwart ist das Einzige, was wir wirklich zur Verfügung haben, um uns lebendig zu fühlen.' Dazu gehören (...) gemeinsame Strategien, um mögliche Traumatisierungen (...) frühzeitig zu erkennen (...). Es braucht ein Problembewusstsein darüber, wie zehrend die Arbeit bei XR sein kann, und ein Interesse an Selbstreflexion, um sich auf Dauer nachhaltig engagieren zu können."

© SZ vom 30.10.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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