Gehört, gelesen, zitiert:Leichte Emo-Schärfe

In dem amerikanischen Online-Magazin "The Hedgehog Review" widmet sich der Autor Greg Jackson den historischen Wurzeln des Hipsters.

Das Institut für "Advanced Studies in Culture" der University of Virginia bringt dreimal jährlich das Journal Hedgehog Review heraus. In der Rubrik: "Realität und mögliche Alternativen" der aktuellen Ausgabe beschäftigt sich der Autor Greg Jackson mit dem Phänomen des Hipsters. Seine Elegie auf diesen "großen amerikanischen Typus", geht historisch fundiert und äußerst akribisch zur Sache. Wer danach immer noch nicht die Praxis vom Prinzip des Hipsters unterscheiden kann, dem wird künftig das Craft-Bier gestrichen.

"Norman Mailer klärte 1957, dass damals vor allem weiße Jugendliche in Anbetracht einer möglichen nuklearen Katastrophe und in Erinnerung an den europäischen Genozid sich auf ihr rebellisches Selbst besannen. Diese amerikanische Spielart des Existenzialismus wollte im orgiastischen Augenblick des Jazz mit einer nur vagen Idee von intuitiver schwarzer Weisheit leben. Der Ur-Hipster, also jener Charakter der Jahrtausendwende mit Fliegerbrille, Feinripp-Unterhemd und Trucker-Kappe, sah dann aus wie der auf Ironie gebürstete White Trash, wie die Stadtschnorrer der Siebziger- und Achtzigerjahre. Entweder du kapiertest diesen Witz in seiner sublinguistischen Ironie und leichten Emo-Schärfe, oder du kapiertest ihn nicht. Was Hipster von anderen Subkulturen unterschied, mehr noch als die politische Apathie, war, dass sie auf eine bestimmte Art gut aussehen wollten. Im Gegensatz dazu schien der Punk immer seine Unattraktivität zu seinem zentralen Punkt zu machen."

© SZ vom 17.07.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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