Der belgische Anthropologe und Ökonom Paul Jorion arbeitete in den Neunziger- und Nullerjahren für amerikanische Banken und Hedgefonds und wurde bekannt, weil er in einem seiner Bücher die Finanzkrise von 2007 vorhersagte . In seinem neuen Buch "Nur Mut! - Kritisches Denken im Angesicht der Katastrophe" (Zweitausendeins ) fasst er nun in einem Absatz die zentralen Probleme der Gegenwart zusammen und erklärt, warum die Wissenschaft der Stunde die Kollapsologie sei:
"Es sei daran erinnert, dass unsere Gesellschaften heute mit einer Kombination aus drei Problemen konfrontiert sind, die zusammen ein unauflösbares Soliton bilden: die Verschmutzung und Zerstörung der Umwelt; die nicht beherrschte Komplexität, einhergehend mit der Übertragung unserer lebenswichtigen Entscheidungen an einen Computer; schließlich unser krankendes Wirtschafts- und Finanzsystem, zu dessen Heilung die Mittel zwar bekannt sind, deren Anwendung jedoch durch die an kurzfristigen Gewinnen orientierten Machenschaften einiger mächtiger Personen verhindert wird. Muss ein solches Risiko an sich abgewogen werden, so besteht das Besondere an der Kollapsologie jedoch vor allem in der originellen Sichtweise, die jene der Anthropologie insofern hinter sich lässt, als sie ihren Blick auf unsere Spezies als ganze richtet und nicht nur auf Unterschiede zwischen der Kultur des Anthropologen und der von ihm untersuchten Ethnie. (. . .) Der homo oeconomicus, der Freiheit mit freier Ausübung seiner Gier verwechselte, wurde so von seinem verdienten Schicksal ereilt: Privatinsolvenz."