Gehört, gelesen, zitiert:Kampf für die Vierte Gewalt

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Bernie Sanders, der 2020 für die US-Demokraten wieder als Präsidentschafts­kandidat antreten wird, erklärt, wie er den Journalismus gegen "Tech-Giganten" wie Facebook und Google verteidigen will.

Die Medien seien unter Präsident Trump zu "Gerüchteküchen, Klickfallen und falsche n Expertenforen" verkommen. Das schade der Demokratie, meint der 2020 für die US-Demokraten ein zweites Mal antretende Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders. Er sagt dies in einem Meinungsstück, das der britische Guardian aus dem Columbia Journalism Review übernommen hat. Sanders erklärt darin nicht nur, dass "dieselbe Gier, welche die gesamte Ökonomie durchdringt, auch die Redaktionen plündert", sondern auch, was er als Präsident anders machen würde, um vor allem den Lokaljournalismus wieder zu stärken.

"Wenn ich Präsident bin, werden wir alle Bestrebungen der Trump-Administration rückgängig machen, Fusionen großer Medienhäuser zu erleichtern. Wir werden die Anzahl an Radio- und Fernsehsendern begrenzen, die ein einzelnes Unternehmen besitzen darf, und wir werden staatliche Agenturen damit beauftragen, Zusammenschlüsse in Print, Fernsehen und digitalen Medien zu begutachten, um sie, wo nötig, zu begrenzen. Wir werden die lobenswerten Bestrebungen von Medienangestellten unterstützen, Gewerkschaften zu gründen, auch um jene Journalisten zu schützen, die sich von Arbeitgebern in Interessenkonflikte gebracht sehen, wenn sie über das Zusammenspiel von Medien und ihren Werbepartnern berichten. Auf Tech-Giganten des Silicon Valley wie Facebook und Google werde ich Generalanwaltschaft und Verbraucherschutz ansetzen, um die Antitrust-Gesetze auch durchzusetzen. Nur um ein Beispiel zu nennen: Facebook und Google kontrollieren 60 Prozent des Digitalmarkts für Werbung. Sie haben ihre Monopolstellungen genutzt, um Werbeerlöse an journalistischen Medien vorbei zu erzielen. Eine aktuelle Studie besagt, dass Google allein 2018 fast fünf Milliarden Dollar Werbeeinnahmen über Nachrichten-Überblicksseiten generierte, für die nichts bezahlt wurde, während die Einnahmen von Zeitungen kontinuierlich sanken. Gleichzeitig haben Konzernkonglomerate und Hedgefonds-Heuschrecken wirtschaftlich bedrohte Lokalblätter aufgekauft, Redaktionen zusammengelegt und Newsrooms filetiert. Manager wurden dafür mit fetten Boni belohnt. Das Resultat ist der Niedergang des Journalismus. Die Verfassung aber schützt die Freiheit der Presse. Wir können nicht dulden, dass Konzerne, Milliardäre und Demagogen die Vierte Gewalt zerstören und ernsthaften Journalismus durch Infotainment und Propaganda ersetzen. Wir müssen agieren, wir werden erfolgreich sein. Wir können und wir werden die lebendige, freie Medienlandschaft wiederherstellen, die Amerika jetzt so dringend benötigt."

© SZ vom 29.08.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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