Gehört, gelesen, zitiert:Jürgen Habermas über die Aufgabe der Philosophie

Nachdem sich schon einige durch das Alterswerk von Jürgen Habermas "Auch eine Geschichte der Philosophie" (siehe SZ vom Donnerstag) gearbeitet, manche aber die Lektüre noch vor sich haben, erklärt der Philosoph zwischendurch, warum die Philosophie nach wie vor mehr sein sollte als eine Wissenschaft wie jede andere. In einem E-Mail-Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" schreibt Habermas:

"Im Lichte der umwälzenden Erfolge dieser Disziplinen (sc. der Technik- und Naturwissenschaften) fühlen sich die Geistes- und Sozialwissenschaften gewissermaßen ,abgehängt'. Erst recht muss sich die Philosophie fragen, ob sie sich von den objektivierenden Naturwissenschaften ins Schlepptau nehmen lassen oder nicht doch auf ihrem Eigensinn beharren soll. In der ,philosophy of mind' hat sich beispielsweise eine fruchtbare Zusammenarbeit mit den Kognitionswissenschaften angebahnt. Aber darüber darf die Philosophie nicht vergessen, dass ihre eigentliche Aufgabe nicht darin besteht, unmittelbar zur Verbesserung unseres Wissens von der Welt beizutragen - sie soll darauf reflektieren, was solche Wissensfortschritte für uns bedeuten."

© SZ vom 16.11.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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