Gehört, gelesen, zitiert:Ideenspeicher

Der Kritiker Ted Gioia schreibt Buch für Buch an einer alternativen Musikgeschichte. In einem Podcast des Wirtschaftswissenschaftlers Tyler Cowen hat er erklärt, wie sich die Musik und die "Cloud" zueinander verhalten.

Der Kritiker Ted Gioia schreibt in Amerika Buch für Buch an einer alternativen Musikgeschichte. Neulich war er im Podcast des Wirtschaftswissenschaftlers Tyler Cowen zu Gast, der ihn fragte, ob Musik noch als Trägermedium der Ideengeschichte dient:

"Musik war immer eine Art Cloud-Speicher für Gesellschaften, die keine Halbleiter oder Raumschiffe haben. Wenn man in einer traditionellen Gesellschaft den Historiker sucht, ist es in der Regel ein Sänger. Heutzutage verlassen wir uns darauf, dass Cloud Storage der Bewahrer dieser Dinge ist. Und ich denke, es gibt eine seltsame Veränderung. Wir verlassen uns auf die Cloud, um unsere Musik zu erhalten, aber auch, um unsere Kultur zu bewahren. Das ist potenziell gefährlich, denn es könnte dazu kommen, dass sich unser musikalisches Leben immer weiter von unserem tatsächlichen sozialen Leben in unserer größeren Gemeinschaft entfernt. Zum Beispiel lese ich fast jede Woche, dass ein Musiker irgendwo auf der Welt Schwierigkeiten mit Politikern bekommt. Putin versucht, eine Gruppe zu verbieten. In Saudi-Arabien wird jemand für ein Lied ins Gefängnis geworfen. Weil die Mächtigen wissen, dass Musik Ideen vermittelt. Und Kraft. Das ist nicht nur passive Unterhaltung."

© SZ vom 13.11.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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