Gehört, gelesen, zitiert:Denken in 3-D

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Der amerikanische Autor Don DeLillo. (Foto: Loic Venance/AFP)

Der amerikanische Großautor Don DeLillo erklärt sein neues Buch "Zero K", in dem sich Leute freiwillig einfrieren lassen.

Der amerikanische Großautor Don DeLillo hat ein neues Buch geschrieben. "Zero K" heißt es, 288 Seiten schlank ist es und wird "um den 3. Mai herum" erscheinen. So die Verlagsseite. In Deutschland ist es vom 10. Mai an erhältlich. Darin geht es um die Schwelle zwischen Leben und Tod. "Jeder wird geboren, ohne gefragt worden zu sein. Aber sollten wir auch so sterben? Zeugt es denn nicht von menschlicher Größe, dem Schicksal nicht klein beizugeben?" So beschließt das begüterte Ehepaar Lockhart, es mit dem Tod nicht enden zu lassen. Man sucht darum eine geheime Hightech-Institution auf, die verspricht, sieche Körper so zu konservieren, dass sie zu einer späteren Zeit kuriert weiterleben können. Die L. A. Times hat es nun tatsächlich geschafft, mit DeLillo ein Interview zu führen. Denn der Mann schreibt keine E-Mails, arbeitet überhaupt nicht an Computern, sondern mit Schreibmaschinen und verschickt Faxe. Immerhin geht er ab und zu ans Telefon.

DeLillo: Mein Buch beschreibt diese Einrichtung "Zero K", wo sich Leute freiwillig einfrieren lassen, die gar nicht krank sind. Meines Wissens nach gibt es so etwas nicht in der dreidimensionalen Realität.

L. A. Times: Wenn das hier die dreidimensionale Realität ist, was ist dann die Realität der Fiktion?

DeLillo: Ich denke, es sind die beiden Dimensionen eines Blattes. Autoren hoffen ja immer, dass ihre Protagonisten in der Dreidimensionalität leben. Wenn ich eine Szene entwerfe, sehe ich sie dann in 3-D? Nicht einfach zu beantworten. Ich sehe Charaktere, Leute, Straßen, Autos, und sie scheinen auch auf diesem speziellen Level der Mentalität real zu sein. Aber ich könnte keine Besonderheiten ihrer Gesichter erkennen, wenn ich sie in einem Raum sehe. Auch der Raum bleibt meistens nur sehr generisch - es sei denn, ich beschreibe einen Raum. Dann sehe ich ihn klar vor mir.

© SZ vom 03.05.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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