Gehört, gelesen, zitiert:Angst macht dumm

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Der Informatiker und Kognitionswissenschaftler Rodney Brooks über die grassierende Angst vor künstlicher Intelligenz: "Als alle Deep Mind's Alpha Go in Aktion sahen, dachten sie: Oh mein Gott, ist die Maschine schlau."

Der Informatiker und Kognitionswissenschaftler Rodney Brooks gehört zu den Pionieren der Robotertechnik. In einem Interview mit dem Online-Magazin TechCrunch spricht er über die grassierende Angst vor künstlicher Intelligenz.

"Es gibt einige Leute, die sagen, dass künstliche Intelligenz eine existenzielle Bedrohung ist: Stephen Hawking oder Martin Rees, der ein Buch darüber geschrieben hat. Die verbindet vor allem eines: Sie selbst arbeiten nicht mit künstlicher Intelligenz. Wir, die wir die künstliche Intelligenz entwickeln, wissen, wie schwierig es ist, irgendetwas überhaupt einsatzfähig zu machen. Es gibt aber einen Grund, dass so viele, Elon Musk eingeschlossen, diesen Fehler machen. Wenn wir Menschen dabei beobachten, wie sie eine Aufgabe sehr gut lösen, dann verstehen wir, welche Fertigkeiten dazugehören. Und ich glaube, sie wenden dieses Denken auf das Maschinenlernen an. Das sollten sie aber nicht. Als alle Deep Mind's Alpha Go sahen, wie sie erst den koreanischen und dann den chinesischen Meister schlug, dachten viele, oh mein Gott, diese Maschine ist so klug, die kann ja fast alles. Ich war allerdings vor drei Wochen bei Deep Mind in London und da haben sie zugegeben, dass das auch hätte schiefgehen können. Ich bin Robotiker, deswegen denke ich immer, dass es für jedes Problem eine Robotik-Lösung gibt. Aber was ist mit den Problemen, die für die Menschheit wichtig sind, die aber momentan von Firmen oder Investoren nicht gelöst werden? Nehmen wir den Plastikmüll in den Meeren. Das wird immer schlimmer. Das vergiftet unsere Nahrungskette. Aber wer wird schon eine Start-up-Firma finanzieren, die Plastik aus dem Ozean entfernt? Denn wo sind da die Aussichten auf Gewinn? Das finde interessant: Die Robotik kann der Welt nämlich sehr wohl helfen, nur will niemand die Forschung oder gar die Anwendung finanzieren. Deswegen schreibe ich jetzt auch ein Buch über künstliche Intelligenz, Robotik und die Zukunft - weil die Leute vor den falschen Dingen Angst haben und nicht genug darüber nachdenken, was die wirklichen Folgen sein werden."

© SZ vom 04.08.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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