1972 erschien im gerade neu gegründeten Kinderbuchverlag rororo rotfuchs der Titel Das Pferd Hupptiwupp von Heinrich Hannover. Es wurde ein überraschender literarischer Erfolg für einen Autor, der sich als Strafverteidiger und im Sachbuch kritisch mit dem deutschen Justizwesen nach dem Zweiten Weltkrieg auseinandersetzte. Und nun verfasste er zusätzlich Geschichten und Verse, die, wie er erzählte, spontan im Zusammensein mit seinen Kindern und den Enkelkinder entstanden.
Ein heiteres Bestiarium für Kleine erschien von ihm, mit der Mücke Pieks, dem Hasen Puschelschwanz und seiner Familie, dem Fuchs und dem alten Uhu und mit ABC-Versen und -Geschichten. Es sind verrückte kleine Weisheiten, geballter Nonsens, auch wenn man die aufklärerischen Ideen der 68-er Generation spürt. Alles, was kindliche Logik an Überraschendem so ausspuckt, verschwindet in einem fröhlichen Spiel mit der Sprache, das einfach zum Nachsprechen, Nachsingen auffordert. Auch leicht verrückte Menschen finden sich in seiner Geschichtenwelt, wie die motorradfahrende Großmutter (das Vorbild dazu fand Hannover in seiner eigenen Familie), der Jäger oder auch immer mal wieder Engel - bei ihm sind sie kindliche Wesen, die nun in der himmlischen Sphäre herumtoben.
Jetzt, zum 90. Geburtstag, den Heinrich Hannover an diesem Samstag feiert, wurde Das freche A, das 2004 schon einmal unter dem Titel Was der Zauberwald erzählt erschienen ist, neu aufgelegt. Die Illustrationen von Selda Marlin Soganci erinnern mit ihrer Buntheit und Drallheit an osteuropäische Volkskunst und versetzen die Geschichten in eine heitere, bunte Spielzeugwelt. (ab 5 Jahre)
Heinrich Hannover : Das freche A. Vorlesegeschichten und Gedichte. Mit Illustrationen von Selda Marlin Soganci. Gerstenberg 2015. 155 Seiten, 12,95 Euro.