Fundstücke:Vorbildliche Menschen

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Die beiden Autoren, Vater und Tochter, stellen in "Zivilcourage 2.0" Menschen vor, die sich gegen Krieg und für Menschenrechte und Freiheit einsetzen. Sie machen Mut, sich selbst zu engagieren.

Von Roswitha Budeus-Budde

Manchmal überholen die politischen Ereignisse die aktuelle Literatur. Wenn Hermann Vinke und seine Tochter Kira in ihrem politischen Sachbuch Zivilcourage 2.0 im Nachwort schreiben, dass es angesichts der krisengeschüttelten Gegenwart nicht überrascht, dass Menschen sich abwenden und sagen: "Das ertrage ich nicht mehr. Ich will damit nichts mehr zu tun haben. Was gehen mich Flüchtlinge aus anderen Regionen an? Ich kümmere mich nur noch um mich selbst", konnten sie noch nicht wissen, dass heute Tausende in Deutschland im Einsatz sind, um den Flüchtlingen zu helfen, die über die Grenzen strömen.

Dass es immer schon den Mut und die Entschlossenheit gab, für eine bessere Welt zu kämpfen, davon erzählen die Biografien in Zivilcourage 2.0. Jeder der Porträtierten hat in seinem Leben auf eine besondere Weise für Freiheit, Menschenwürde und gegen Umweltzerstörung und Gewalt angekämpft. Wie zum Beispiel der Whistleblower Edward Snowden, der seine Aufklärung über die Praktiken der digitalen Medien mit Exil bezahlt. Oder Muhammed Junus, ausgezeichnet mit dem alternativen Friedensnobelpreise für die Gründung der Grameen Bank, die Kleinkredite für Kleinstunternehmer vergibt. Die Meeresbiologin Sylvia Earle setzt sich für den Erhalt der Weltmeere ein und der Nigerianer Nnimmo Bassey verteidigt das Niger-Delta gegen die Ölkonzern. Während die Nobelpreisträgerin Malala Yousafzai berühmt wurde für ihren Kampf um Mädchenbildung in der islamischen Welt. Der Film über ihr Leben hat in Pakistan Aufführungsverbot.

In den sieben Kapiteln zu den Themen "Ausbruch aus dem Teufelskreis der Armut", " Hunger im Überfluss" oder "Eine Zukunft ohne Krisen, Kriege und Katastrophen" stehen nicht nur die Biografien im Mittelpunkt. Kira und Hermann Vinke vermitteln gleichzeitig umfassende Informationen - in den klar gegliederten Texten, mit zahlreichen Abbildungen und Übersichtskästen - über die politischen und sozialen Missstände, die bei den Porträtierten zu ihren persönlichen Einsätzen führten. Der Ton bleibt dabei wohltuend sachlich und trotzdem löst das Buch den Wunsch aus, selbst aktiv zu werden, um etwas gegen den eigenen Frust zu tun, und nicht über den Zustand der Welt zu verzweifeln. (ab 13 Jahre)

Hermann Vinke, Kira Vinke : Zivilcourage 2.0. Vorkämpfer für eine gerechte Zukunft. Ravensburger 2015. 245 Seiten, 16,99 Euro.

© SZ vom 16.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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