Freund und Biograf Hemingways:Autor A. E. Hotchner gestorben

Als im Sommer 1961 die Nachricht vom Tod seines Idols kam, ging er in eine Kirche und zündete eine Kerze für den Gelegenheitskatholiken Ernest Hemingway an. Dessen Depressionen waren stärker als der Lebenswillen geworden. Der Journalist und Autor A. E. Hotchner war Zeuge dieses Niedergangs geworden, hatte mit Hemingway gesoffen, gefischt und geprahlt, hatte den wachsenden Bauchumfang des großen Jägers notiert und festgehalten, dass die Gürtelschnalle aus den deutschen Worten "Gott mit uns" bestand. Zusammen besuchten sie in Spanien Stierkämpfe, schäkerten mit den Matadoren und tranken wieder, aber Hemingway konnte nicht mehr darüber schreiben wie früher, die Worte zerliefen ihm auf dem Papier. Hotchner musste ihm beistehen, musste ein fast siebenhundertseitiges Manuskript auf ein Drittel eindampfen, damit es druckfähig an Life gehen konnte. In seinem Buch "Papa Hemingway" (1966) erschuf Hotchner den Mythos vom großen Bären und zeigte doch den erledigten Dichter, dem das Schreiben nicht mehr helfen konnte. Sein Biograf war dagegen nie von Zweifeln angefochten, er schrieb über Doris Day, Paul Newman, die Rolling Stones und über seine Kindheit in St. Louis und veröffentlichte hundertjährig sein letztes Buch. Am Samstag ist Aaron Edward Hotchner, der Freund bedeutender Männer und Frauen, im Alter von 102 Jahren in Connecticut gestorben.

© SZ vom 17.02.2020 / Willi Winkler - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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