Freising:Bauantrag abgelehnt

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Stadtrat kippt den Umbau des Diözesanmuseums

Am Tag danach ist Christoph Kürzeder noch immer am Boden zerstört. Der Leiter des Freisinger Diözesanmuseums hat es noch nicht verkraftet, dass der Freisinger Stadtrat am vergangenen Donnerstag mit 20:17 Stimmen den Umbau des Diözesanmuseums erst einmal gekippt hat. Grund dafür ist ein Erkerturm, der abgerissen werden soll. "Ich brauche jetzt erst einmal eine Denkpause."

Der spätklassizistische Bau am Domberg stand bereits sechs Jahre, als er durch das Oktogon 1876 ergänzt wurde. Der Grund: im Hauptbau mangelte es an Toiletten. Jetzt soll es wieder verschwinden, weil Feuerwehrzufahrt sowie die Anlieferung für Museum, Depot und Gastronomiebetrieb nur über die Seite erfolgen, auf der bisher der Erkerturm steht. Die Planer nennen außerdem vor allem den Brandschutz, der für einen modernen Museumsbetrieb nötig ist, als Argument für den Abriss. Immerhin hat der Entwurf des Architekturbüros Brückner und Brückner wegen seines sensiblen Umgangs mit der Bausubstanz auch das Landesamt für Denkmalpflege überzeugt. Die oberste Behörde in Sachen Denkmalschutz hatte dem Bauantrag zugestimmt.

Betroffenheit herrscht auch im Erzbistums München und Freising. Das Projekt werde seit eineinhalb Jahren in enger Abstimmung mit den Denkmalbehörden und der Stadt Freising geplant, erklärte Bernhard Kellner, Leiter der Pressestelle des Erzbistums. Mit dem Oktogon müsse nun komplett neu gedacht werden. Das koste sehr viel Zeit und vor allem sehr viel Geld. "Auch wir können das Geld, das wir haben, nur einmal ausgeben. Darum prüfen wir jetzt die komplette Investition auf dem Freisinger Domberg. Wir müssen die immensen Ausgaben auch vor unserem Aufsichtsrat und den Gläubigen in anderen Diözesen rechtfertigen", sagte Kellner. Ob das Erzbistum beim Diözesanmuseum nun grundsätzlich den Standort in Frage stellt, wollte Kellner nicht kommentieren.

Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte, FSM) hatte noch in der Sitzung angekündigt, den Beschluss zu beanstanden und der Rechtsaufsichtsabteilung des Landratsamtes zur Prüfung vorzulegen, weil die Erzdiözese einen Rechtsanspruch auf die Baugenehmigung habe. Schließlich habe das Landesamt für Denkmalpflege zugestimmt. Die Stadträte dürften hier nicht "nach Gusto entscheiden", sondern müssten sich an das geltende Baurecht halten.

Christoph Kürzeder hat die sehr emotional geführte Stadtratsdebatte selbst mitverfolgt. "Es wurde überhaupt nicht über das Museum geredet oder die Vision, die wir für das neue Haus haben, nur über den Erkerturm." Dabei sei das Planungsverfahren stets transparent geführt worden, auch die Bürger selbst seien gefragt worden, zudem habe man intensiv nach Alternativen gesucht, um das Oktogon zu erhalten. "Aber im Augenblick haben eben die beharrenden Kräfte die Mehrheit im Stadtrat."

© SZ vom 28.10.2017 / bt/srh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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