Am 12. März hat die Autorin Theresa Hannig in der deutschsprachigen Wikipedia eine "Liste deutschsprachiger Science-Fiction-Autorinnen" erstellt und damit eine Diskussion ausgelöst. Im Kern geht es um die Frage: Ist Wikipedia männerlastig? Für Hannig ist die Antwort klar: Männliche Autoren seien auf Wikipedia überrepräsentiert, machten mehr als 80 Prozent der Autoren aus, schreibt sie in ihrem Blog. Eine Auflistung von Autorinnen aber fehle, diese Lücke habe sie schießen wollen. Hannig, Autorin dystopischer Romane wie "Die Unvollkommenen" oder "Die Optimierer", führt sich auch selbst auf der Liste auf.
Sie erhielt viel Unterstützung, neue Namen wurden eingetragen, aber kurz darauf erfolgte aus der Wikipedia-Community der Antrag, ihren Beitrag zu löschen: Die Liste sei überflüssig, Frauen würden schon in der "Liste von Science-Fiction-Autoren" auftauchen. Es folgte ein Streit, in dessen Verlauf ein paar verwirrende neue Listen geschaffen, diskutiert und wieder gelöscht wurden. Darunter die "Liste männlicher deutschsprachiger Science-Fiction-Autoren", eine Kopie der "Liste von Science-Fiction-Autoren" ohne Frauen, und die "Liste deutschsprachiger Science-Fiction-Autoren (männlich)". Am Ende wurde Hannigs Liste - vorerst - gelöscht. Der Administrator schrieb als Begründung: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Geschlecht das Kriterium ist, das bei SciFi-Autoren das (nach Sprache) zweitwichtigste Kriterium ist."
Es gibt berechtigte inhaltliche Kritik an der Liste. Sind Juli Zeh und Christa Wolf Science-Fiction-Autorinnen, nur weil sie einmal eine dystopische Geschichte geschrieben haben? Was ist mit Monika Maron und Ann Cotten, Bertha von Suttner und Anna Seghers, die Hanning ebenfalls aufführt? Doch eine inhaltliche Diskussion fand nicht statt. Am Ende hat nun die "Liste von Science-Fiction-Autoren" zwar immer noch das generische Maskulinum im Namen, aber auch eine neue Spalte mit dem Titel "m/w/d", mit der man die Liste zum ersten Mal auch nach Geschlecht sortieren kann.