Fotogramm-Tapete:Federleichtes Geschenkpapier

(Foto: Yvonne Tenschert, 2012, Stiftung Bauhaus Dessau)

Die Bauhaus-Studentin Elsa Thiemann experimentierte mit Blättern und Blüten oder Klecksen und entwarf daraus bezaubernd schöne Fotogramm-Tapeten. Realisiert wurden jedoch keine. Selbst dem Bauhaus waren diese Ornamente zu unorthodox.

Von Laura Weissmüller

Tapeten waren eigentlich das Allerletzte fürs Bauhaus. Die Moderne wollte mit der Vergangenheit schließlich brechen, und an Tapeten klebten alte Wohngewohnheiten samt Ornament besonders fest.

Wie so oft sah am Bauhaus die Realität dann etwas anders aus als das ursprüngliche Ideal. Unter dem zweiten Bauhausdirektor Hannes Meyer begann eine Zusammenarbeit mit der Tapetenfabrik Gebrüder Rasch, die so erfolgreich wurde, dass "die Tapeten in der Ära von Mies van der Rohe dem Bauhaus bis zum Schluss finanziell das Überleben sicherten", sagt Wolfgang Thöner. Er leitet die Sammlung für die Stiftung Bauhaus Dessau. Verkaufsschlager statt Mottenkiste also. Bis heute gibt es die Bauhaus-Tapete bei Rasch zu kaufen.

Für den Tapetenentwurf von Elsa Thiemann gilt das leider nicht. Die Studentin, die später als Fotografin arbeitete, reichte ihre Fotogramm-Tapete etwa 1930 bei einem Wettbewerb für eine neue Bauhaus-Tapete ein. Dafür legte sie Federn auf lichtempfindliches Papier. Sie experimentierte aber auch mit Blättern, Blüten oder Klecksen. Herauskamen bezaubernd schöne Ornamente, die aber selbst dem Bauhaus für eine klassische Tapete zu unorthodox waren. Umso besser eignen sie sich jetzt, zum Ende des Bauhaus-Jubiläumsjahres, als federleichtes Geschenkpapier.

© SZ vom 14.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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