Filmwirtschaft:Zukunft der Micky Maus

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Disney präsentiert seine Pläne für einen Streamingdienst: Zum Start im Herbst in den USA werden unter anderem 18 Pixar-Filme, 13 Disney-Trickfilme, alle "Star Wars"-Folgen und einige Marvel-Comicverfilmungen abrufbar sein.

Von David Steinitz

In Halle zwei auf dem Gelände der Disney-Studios in Burbank, Kalifornien, wo einst unter anderem der Klassiker "Mary Poppins" gedreht wurde, präsentierte Disney-Chef Bob Iger am Donnerstag in einer fast vierstündigen Show seine Pläne für den Streamingdienst des Unternehmens.

"Disney+" startet am 12. November in den USA zu einem Abo-Preis von 6,99 Dollar pro Monat (oder 69,99 pro Jahr). 2020 soll der Dienst in Westeuropa und Teilen Asiens verfügbar sein, bis 2021 auch im Rest der Welt. Die Online-Videothek soll aus dem Filmstudio des 20. Jahrhunderts ein Medienunternehmen des 21. Jahrhunderts machen. Diesen Schritt haben Iger und sein Team jahrelang geplant. Schon 2017 kündigte Disney seine Lizenzverträge mit anderen Portalen wie Netflix, weil die hauseigenen Produktionen nur noch auf dem hauseigenen Streamingdienst zu sehen sein sollen. Auch kaufte Disney Mehrheitsanteile an der Firma Bamtech, die Streaming-Technologie entwickelt. Die wichtigste Investition aber war die Akquise von großen Teilen des Medienunternehmens 21st Century Fox für stolze 71 Milliarden Dollar. Denn um Netflix, Amazon, Apple und Warner, die bereits im Streaming mitmischen oder mitmischen werden, ernsthaft Konkurrenz zu machen, braucht Disney möglichst viele attraktive Inhalte.

Zum Start des Dienstes im Herbst werden unter anderem 18 Pixar-Filme, 13 Disney-Trickklassiker, alle "Star Wars"-Filme und einige Marvel-Comicverfilmungen abrufbar sein. Dazu kommt Füllmaterial aus Produktionen des Disney Channels und des TV-Ablegers von National Geographic, der ebenfalls in Disney-Besitz ist. Aus den Fox-Archiven gehen unter anderem alle Folgen aus den 30 Staffeln der "Simpsons" online. Das wichtigste Werbemittel aber sollen exklusive Eigenproduktionen werden. Gleich zum Start will Disney Abonnenten unter anderem mit der "Star Wars"-Serie "The Mandalorian" und einem Remake von "Susi und Strolch" locken. Insgesamt sollen vorerst über 7500 Serienfolgen und etwa 400 Kinofilme verfügbar sein.

Künftig, so Iger, werde Disney pro Jahr etwa eine Milliarde Dollar für Streaming-Eigenproduktionen ausgeben. Das ist zwar deutlich weniger als zum Beispiel die acht Milliarden, die Netflix pro Jahr in die Hand nimmt; aber Disney hat in seinem Portfolio natürlich so schon viel mehr Stoff als die meisten Konkurrenten.

Trotzdem ist der Schritt auch riskant. Denn Disney wird in den kommenden Jahren erst mal Verluste einfahren. Einmal wegen der Investitionen in neue Filme und Serien, aber auch, weil die vielen Lizenzgebühren wegfallen, die Disney bislang mit der Konkurrenz verdient hat. Schon die Aufkündigung des Deals mit Netflix bedeutet laut Variety einen Verlust von 150 Millionen Dollar. Und der Hollywood Reporter schreibt, dass allein das komplette Rechtepaket an den "Simpsons" einen Milliardenpreis hätte einbringen können, würde Disney die Serie einem anderen Dienst als Lizenz überlassen. So aber machen die über 600 "Simpsons"-Folgen vorerst fast 10 Prozent der Mediathek von Disney+ aus.

Bob Iger rechnet damit, dass sein Großprojekt ab dem Jahr 2024 profitabel sein wird und bis dahin 60 bis 90 Millionen Abonennenten hat.

© SZ vom 13.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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