In Deutschland ist vermutlich kein anderer Stadtteil so berühmt und berüchtigt wie Neukölln: Drogenhandel, florierende Prostitution, stressende Araber-Clans - in dem Berliner Bezirk geht es hart zur Sache. Dennoch ist des Viertels Beliebtheit in den vergangenen Jahren enorm gestiegen, hat es sich doch teilweise zum alternativen Künstlerdistrikt entwickelt. Hier hat sich auch eine reiche LGBT-Szene etabliert. Diese bunte Seite zeigt Rosa von Praunheim in seinem Dokumentarfilm "Überleben in Neukölln". Mit einem trashigen Erzählstil und liebevoll-billiger Kitsch-Ästhetik porträtiert er Menschen aus der dortigen Schwulen-, Lesben- und Transvestitenszene und eröffnet dem Zuschauer den etwas anderen Blick auf das Leben im Kiez. Ob mit der Geschichte der 89-jährigen Johanna Wilfriede Richter, die nach ihrer Scheidung viele Jahre lang mit einer Frau zusammenlebte, oder der Stefan Strickers, dem "Gelegenheitstransvestiten" namens Juwelia. Von Praunheim beweist mit diesem ernsten und zugleich absurd-witzigen Werk ein weiteres Mal, dass er nicht umsonst als einer der Pioniere des deutschen Queerfilms gilt. Trotz jahrzehntelanger Erfahrung erzählt er herrlich frisch von Menschen, die in unserer Gesellschaft trotz aller deklarierter Toleranz oft immer noch nur unter Vorbehalt akzeptiert werden.
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Überleben in Neukölln, Deutschland 2017, Regie: Rosa von Praunheim, Sonntag, 10. Dezember, und Sonntag, 17. Dezember, 11 Uhr, Werkstattkino, Fraunhoferstraße 9