Filmtipp des Tages:Der Wolf als Metapher

(Foto: Wild Bunch)

"Rester Vertical" bezeichnet im sexuellen wie übertragenen Sinne das aufrecht Stehenbleiben angesichts mannigfaltiger Herausforderungen und Bedrohungen: Léo ist ein erfolgloser Filmregisseur, der plötzlich Vater wird. Weil die Mutter ihn wie den Sohn verstößt, irrt er mit dem Säugling umher, trifft immer wieder auf den Großvater, aber auch auf einen älteren Mann, der mit einem jungen Burschen zusammenlebt, dem Léo nicht nur als Statist in seinem Film nachstellt. "Rester Vertical" ist im Gegensatz zur raum-zeitlichen Geschlossenheit von Alain Guiraudies schwulem Krimi "Der Fremde am See" in jeder Hinsicht offen wie die raue, herbstliche Landschaft in der Bretagne, in der Hirten ihre Existenz durch einen Wolf bedroht sehen. Er geistert als Metapher durch den Film, erlangt aber erst wieder am Ende konkrete Bedeutung. Dazwischen sind die Menschen der Natur und ihren eigenen Sehnsüchten wie einer Urgewalt ausgesetzt, die Guiraudie mit einer oft schmerzlichen Nähe ausstellt.

Rester Vertical , Frankreich, Regie: Alain Guiraudie, OmeU, 19 Uhr, Filmmuseum, Sankt-Jakobs-Platz 1

© SZ vom 26.10.2017 / KLK - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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