56. Filmfestival in Cannes:Geld oder Leben?

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Die amerikanische Frage bleibt in Cannes entscheidend. Wie stark ist die Präsenz der Hollywoodianer auf der Leinwand und vor allem auf dem roten Teppich?

Fritz Göttler

Im Kino ist man nie allein, Kino ist immer schon Kommunikation, Komplizenschaft.

SZ v. 14.05.2003 (Foto: N/A)

Nehmen wir Vincent Perez zum Beispiel, der als "Fanfan la tulipe" das 56.Filmfestival von Cannes eröffnen wird und dabei in Konkurrenz treten muss zu Gérard Philipe, einem früheren Fanfan.

Philipe war präsent, für Perez: "Manchmal war es, als flüsterte er mir den Text ins Ohr ... Und als ich meine Kampfszene absolvierte, beim Duell auf dem Dach, durchfuhr es mich, dass er die gleichen Empfindungen gehabt haben musste in diesem Augenblick wie ich."

Cannes setzt aufs Spektakel mit Perez und seiner Partnerin Penélope Cruz, und auf die Tradition - die Philipe-Fassung hatte 1952 Regisseur Christian-Jaque eine Siegerpalme beschert.

Nach diesem Husarenritt kommt dann gleich die Stampede von Neo & Co., "Matrix Reloaded", der außer Konkurrenz gezeigt wird.

Die amerikanische Frage bleibt auch in Cannes entscheidend, die Präsenz der Hollywoodianer auf der Leinwand und vor allem auf dem roten Teppich.

Da ist auf Nicole Kidman natürlich Verlass - sie hat schon Berlin bestrahlt und könnte bei ihrer Arbeitswut in Venedig den Festival-Hattrick schaffen. In Cannes wird man sie in "Dogville" sehen, einem Rocky-Mountains-Moralstück, das Lars von Trier im heimischen "Trollywood" drehte. Die Amerikaner selbst sind mit Filmen wie "Mystic River" von Clint Eastwood oder "Elephant" von Gus Van Sant im Wettbewerb.

Lars von Trier hat im übrigen nicht die geringsten Probleme damit, dass er den Amerikanern von Europa aus den Spiegel vorhält: "Ich wage zu behaupten, dass ich Amerika besser kenne durch die Bilder, die es über die Medien von sich in alle Welt losschickt, als die Amerikaner Marokko kannten, als sie Casablanca drehten."

Was eine beruhigende Feststellung ist für die Cannes-Chefs Gilles Jacob und Thierry Frémaux, und eine schöne verzwickte Definition zur mystischen Stituation, in der das Kino sich heute befindet.

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