Film:Endlich wieder high

Lesezeit: 4 min

Mit der Würzburger Kifferkomödie "Lammbock" begann die Karriere des Regisseurs Christian Zübert. Wenn nun die Fortsetzung ins Kino kommt, schließt sich ein Kreis - für ihn und seine Heimat

Von Bernhard Blöchl

Fünfzehn Jahre mussten ins unterfränkische Land ziehen, bis einer der bekanntesten Würzburg-Filme ganz und gar in Würzburg angekommen ist. Das hat mit der Fortsetzung zu tun, die in diesen Tagen in den Kinos anläuft, und im Unterschied zum ersten Teil ist der zweite auch tatsächlich hier entstanden. Anders gesagt: Er tut nicht nur, als ob.

Aber der Reihe nach: Die Fortsetzung heißt "Lommbock", was natürlich sofort Assoziationen zu "Lammbock" wecken soll, der irren Kifferkomödie mit Moritz Bleibtreu. Der Kino-Hit des damaligen Regie-Neulings Christian Zübert hat dessen Heimatstadt 2001 ein lässiges, ein verrucht-verrauchtes Image verpasst. Einen Coolness-Faktor, der heute noch zu spüren ist. "Man merkt schon, dass in der Stadt viele Leute den Film kennen und damit viel verbinden", sagt der 43-Jährige beim Gespräch in München. Blöd nur, dass im Film Würzburg-Bilder eher selten sind, denn das meiste wurde nicht am Main, sondern am Rhein inszeniert - Allmächd! "Der Grund, warum wir den ersten Teil in Köln gedreht haben, war, weil wir vom FFF Bayern keine Kohle bekommen haben", erzählt Zübert. Debütant, Drogenfilm, flippiges Drehbuch - schlechte Voraussetzungen für eine Förderung. "Ja, das war denen irgendwie zu heiß. Aber jetzt haben wir zum Glück was bekommen und konnten auch nach Würzburg gehen, um die Stadt echter zu erzählen."

Drei Wochen lang haben Zübert und sein Team in der Region gedreht. In Köln auch, aber nur ein bisschen und hauptsächlich drinnen. In "Lommbock" flackern touristische Motive wie das Schloss und die Weinhänge auf, aber auch Straßen mit Schriftzügen wie "Point of no return" sowie markige Details wie der Trainingsanzug mit Volkach-Aufdruck. Zübert habe sowohl die Schönheit und Gemütlichkeit seiner Stadt zeigen wollen als auch die hässlichen Ecken, wie er sagt. "Würzburg kann auch ganz schön abgeranzt sein, was meinem jugendlichen Gefühl entspricht. Man hängt ja nicht in der Residenz ab."

Die Schauspieler Moritz Bleibtreu (l.) und Lucas Gregorowicz (r.) haben den Drehbuchautor und Regisseur Christian Zübert zur Fortsetzung von "Lammbock" gedrängt. (Foto: Wild Bunch)

Der Film gewordene Trip ist in mehrfacher Hinsicht eine Rückkehr. Zunächst einmal für Zübert persönlich, der schon lange mit Frau und Kindern in Berlin lebt. Nach Würzburg kommt er nur noch, um seine Mutter zu besuchen. Als junger Mann machte er hier sein Abitur, studierte ein paar Semester Deutsch auf Magister und schrieb für eine Lokalzeitung. 1997 ging er nach Köln, verfasste Drehbücher, knüpfte Kontakte in die Filmbranche. Zum Beispiel zu Sönke Wortmann, der ihn überredete, bei "Lammbock" selbst Regie zu führen. "Sönke war schon ein Push. Ich hätte es mir jedenfalls nicht zugetraut, einen Langfilm zu erzählen. Aber Sönke meinte nur: Nee, nee, mach das mal selbst." Zübert, der auch das Drehbuch geschrieben hatte, sagt: "Er fand das gut, dass ich mir selbst gegenüber kritisch bin. Es war wohl ein Bauchgefühl, es hätte ja auch wahnsinnig schief gehen können." Ging es aber nicht. Sein Film wurde zum Hit, knapp eine Million Menschen wollten ihn sehen. "Ein paar Jahre nach ,Lammbock' habe ich meine letzten Kartons aus Würzburg geholt."

Eine Rückkehr heizt auch den Plot im Film an. Selbstverständlich begegnet man in "Lommbock" den beiden Freunden Kai (Moritz Bleibtreu) und Stefan (Lucas Gregorowicz) wieder, 15 Jahre später eben. Im ersten Teil hatte das Duo gemeinsam den Cannabis-Pizza-Lieferservice "Lammbock" betrieben und mit der Pizza Gourmet die Kunden high gemacht. Inzwischen betreibt Kai den Asia-Lieferservice "Lommbock", benannt nach der indonesischen Insel Lombok. Stefan hat es derweil nach Dubai verschlagen, er ist Anwalt geworden und soll in Kürze heiraten. Dafür braucht er seine Geburtsurkunde, was ihn zurück nach Franken bringt. Auf dem Papier nur eine Formsache, doch ein vermeintlich letzter Joint mit Kai bringt sämtliche Pläne durcheinander. "Die Vergangenheit kickt mitunter zeitverzögert", wie ein Slogan des Films heißt.

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Also wieder Franken. Alle wieder nach Würzburg. Der Regisseur Christian Zübert hat die Rückkehr genutzt, seine Heimat neu zu entdecken. Und sich ein bisschen feiern zu lassen, das auch. "Wir haben beim Drehen eine große Aufmerksamkeit bekommen", sagt er und schwärmt: "Zum ersten und wahrscheinlich letzten Mal in meinem Leben konnte ich mich fühlen wie ein Rockstar. Wenn ich über die Straße ging, haben mir die Leute aus dem Auto zugewinkt. Once in a lifetime."

Dabei war lange unklar, ob es eine Fortsetzung geben soll. "Ich wollte es eigentlich erst nicht machen", sagt Zübert, der in den vergangenen 15 Jahren anderes ausprobieren und unterschiedliche Filme machen wollte. Zuletzt war von ihm der tragikomische Ensemblefilm "Hin und weg" mit Florian David Fitz zu sehen, er schrieb diverse Drehbücher, etwa für die erfolgreiche Rita-Falk-Adaption "Dampfnudelblues". Vor der Fortsetzung seines Debüts hatte er großen Respekt. Er dachte: "Wenn wir da jetzt was bringen, was nur im Entferntesten nach Sell-out riecht, dann macht man ganz schön viel kaputt, auch vom ersten Teil." Es seien schließlich die Kollegen Bleibtreu und Gregorowicz sowie die Produzenten gewesen, die ihn immer weiter gedrängt hätten. "Bis ich irgendwann gesagt habe: Passt auf, ich schreib jetzt 20 oder 30 Seiten, dann werdet ihr merken, es ist scheiße, dann werdet ihr mich damit in Ruhe lassen." So kam es freilich nicht. Im Gegenteil. Er habe so viel Spaß beim Schreiben gehabt, dass er das Projekt unbedingt machen wollte. "Vielleicht war es für den Film auch gut", spekuliert er im Nachhinein, "dass man die Absicht dahinter nicht spürt, jetzt unbedingt eine Fortsetzung zu machen. Sondern dass der Film sich selbst gemeldet hat."

Und was die Sache mit dem Kiffen betrifft, so gibt es auch noch etwas zu erzählen. "Das Lustige ist: All meine Freunde von früher machen sich darüber lustig. Ich war ja nie der Riesenkiffer. Ich kann nicht mal richtig bauen." Spricht's und ergänzt: "Aber es ist auch nicht so, dass ich kompletter Abstinenzler bin." Die gesellschaftliche Akzeptanz habe sich verändert, sagt Zübert. "Ich habe den Eindruck, dass Kiffen nicht mehr so eine Ansage ist, so eine Rebellion. Sondern es ist extrem in der Gesellschaft angekommen. Heute kifft jeder, die Sportler, die Fitnessstudiogeher. Es ist Teil des Alltags geworden. Ich finde es besser als Saufen."

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: