Festival:Mit Indie ins neue Jahr

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Beim Muffat Winterfest spielen lokale und überregionale Bands

Von Dirk Wagner, München

Zum fünften Mal eint das Muffat Winterfest heuer die Indie-Szene der Stadt zum ersten Großereignis des Jahres, einem zweitägigen Musikfestival, das selbstbewusst lokale Musiker in einem überregionalen, wenn nicht gar internationalen Kontext präsentiert. Das besondere Markenzeichen des Festivals ist die Pause zwischen den beiden Spieltagen, die eben nicht wie sonst bei Festivals üblich, direkt aufeinander folgen. Da die beiden Veranstaltungstage auch unterschiedliche Schwerpunkte setzen in der Sichtung einer aktuellen Indie-Szene, kann man das Muffat Winterfest freilich auch als zwei Festivals empfinden.

Pate stand für das Fest im ersten Jahr das schon zu Lebzeiten legendäre Atomic Café, das am 1. Januar 2015 gerade für immer seine Tür geschlossen hatte, als ein Großteil seines Stammpublikums einen Tag später die neue Spielwiese ausprobierte. Zumal die Koordinaten dort ähnlich wie die im Atomic waren: Independent Music und die Verneigung vor den Roaring Sixties, dargestellt von Münchner Künstlern, die selbst zu den Stammgästen des damals geschlossenen Szene-Clubs zählten. Dass eine Münchner Band wie die Whiskey Foundation dann aber die große Muffathalle füllen würde, mutete damals als kleine Sensation an, die sich in den Folgejahren allerdings wiederholen würde. Erfreulich oft füllen mittlerweile nämlich Münchner Künstler selbst größere Konzerthallen. Das bestätigt das enorme Potenzial der hiesigen Musikszene.

Zu diesem Potenzial gehört zum Beispiel auch der Sänger Adriano Prestel, der als Gastmusiker der Band Ganes auch schon mal das Publikum im Circus Krone in seinen Bann zog. Auf dem diesjährigen Muffat Winterfest tritt er mit seiner Formation Pho Queue auf, die mit Gitarre und Synthesizer Elektronika mit Soulmusik beseelt. Damit kreieren die Münchner einen neuen Clubsound, der dem Sound of Munich einmal mehr den Flair einer internationalen Tanzbewegung vermittelt.

Dieser Status wird zudem von den Aggressive Swans bestätigt, einer weiteren Münchner Ausnahmeband, der im letzten Jahr zum Album-Release der Spagat gelang, um sechs Uhr morgens im Kölner Fernsehstudio in einer Morning-Show aufzutreten und am frühen Abend desselben Tages auf dem digital-analog-Festival im Münchner Gasteig zu spielen. Dass deren Gitarrist Janko Rašeta zudem als klassischer Gitarrist mit Werken wie die "Gran Sonata Op. 22" von Fernando Sor brilliert, wurde in jenen Interviews übrigens ebenso wenig beachtet wie der Umstand, dass der Sänger Christopher Matija Chlupacek ein ausgebildeter Blockflötist ist. Doch wer mag sich schon im Untergrund mit akademischen Graden schmücken?

Dass der gebürtige Eichstätter Cico Beck an der Musikhochschule Münster zum klassischen Schlagwerker ausgebildet wurde, interessiert die Fans der Band The Notwist, in der Beck mitwirkt, ebenso wenig wie die seines Solo-Projekts Joasihno, das er mittlerweile gemeinsam mit seinem einstigen Bandkollegen Nico Sierig von Missent to Denmark gestaltet. Beiden gelingt ein geradezu lyrisches Zusammenspiel mit Maschinen, das ihren Konzerten einen angenehm meditativen Charakter verleiht. Damit zählen auch sie am Donnerstag, 3. Januar, zu den Höhepunkten des ersten Abends des Winterfests.

Der zweite Festivaltag am Samstag, 5. Januar, ist der 2016 in Berlin gegründeten "Filter Music Group" vorbehalten. Die Managementagentur, die zugleich Musiklabel, Bookingagentur und Musikverlag ist, stellt auf dem Muffat Winterfest einige ihrer Berliner Musiker vor, begrüßt dabei aber auch befreundete Münchner Bands wie die aus The Capitols hervorgegangenen Matija, deren namensgebender Sänger übrigens derselbe ausgebildete Blockflötist Matija ist, der dort dann zwei Tage zuvor mit Aggressive Swans gespielt haben wird.

Muffat Winterfest , Donnerstag, 3. und Samstag, 5. Januar, Muffatwerk

© SZ vom 02.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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